: (M)ein Auto für alle
■ Neues Car-sharing-Projekt belohnt Autobesitzer, die ihren Pkw verleihen
Öffentlicher Nahverkehr schloß bislang das Auto als seinen größten Konkurrenten aus. Nun soll es als intelligenter Baustein in ihn integriert werden. Das ist das Ziel des gestern unterzeichneten Kooperationsvertrages zwischen dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und dem Mobilitätsdienstleister choice. Letzterer bietet mit seinem Produkt „cash car“ einen Leasingvertrag der besonderen Art: Die Nichtnutzung des eigenen Autos wird mit niedrigeren Leasingkosten belohnt, wenn der Eigentümer seinen Wagen zur Share-Nutzung freigibt. Wird das eigene Auto beispielsweise an 10 Tagen im Monat von anderen gemietet, reduziere sich die Leasingrate eines Opel Corsa in diesen Zeitraum von 600 auf 400 Mark. Um das Organisatorische kümmern sich die choice, eine Tochterfirma von Audi, zusammen mit der Car-sharing-Firma StattAuto und dem Wissenschaftszentrum Berlin.
Damit der Leasingnehmer sein Heiligtum mit anderen teilt und zugleich die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, locken weitere Anreize: Der Nachweis eines VBB-Jahrestickets bringt einen einmaligen Leasingrabatt von 500 Mark, und die Mitgliedschaft bei StattAuto ist kostenlos. Unterstützung findet die Kooperation auch im Senat. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) lobt die Strategie als „integriertes Mobilitätskonzept“, das eine intelligente Nutzung von Verkehrsmitteln unterstütze. Er sehe darin einen dritten Weg hin zum modernen Großstadtverkehr. Um einen Senatsbeschluß, der einen Anteil von 80 Prozent des öffentlichen Personennahverkehrs im Innenstadtbereich anstrebt, in die Realität umzusetzen, mahnt Strieder Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU), sich solchen Innovationen nicht zu verschließen, und fordert die Bereitstellung kostengünstiger Stellplätze. Bislang stehen den „cash car“-Eigentümern in spe nur die 60 Stationen von StattAuto zur Verfügung.
Momentan zählt choice 22 Kunden. Für die nächsten vier Jahre rechne man mit weiteren 2.000, so der Geschäftsführer Andreas Knie. Zunächst beschränkt sich das Angebot auf den Großraum Berlin. Bald soll es aber auch in Hamburg und München leasbar sein. Erst dann wird sich zeigen, inwieweit cash car Großstädter zu Virtuosen in Sachen Mobilität macht. Claudia Wagner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen