: Weniger Durcheinander
■ Feuerwehr: Kassen klagen gegen zu viele Fehlfahrten. Bilanz 98 vorgestellt
In Hamburg gibt es Streit zwischen den Krankenkassen und der Feuerwehr um die Höhe der Gebühren für Rettungsfahrten und die Zahl der Fehleinsätze. Die Ersatzkassen-Verbände wollen dagegen klagen, daß der Anteil der Vorhaltekosten, der auf Fehlfahrten entfalle, nicht aus den Gebühren für die tatsächlichen Einsätze herausgerechnet werde, kündigte deren Sprecherin Vera Kahnert gestern an. Hamburgs Feuerwehr habe eine „extrem hohe“ Zahl an Fehlalarmen, die Krankenkassen zahlen die Gebührenbescheide der Feuerwehr deshalb nur noch unter Vorbehalt.
Der Chef der Hamburger Feuerwehr, Dieter Farrenkopf, reagierte verärgert. Er habe das Eindruck, die Kassen dächten nur an Geld und nicht an ein funktionierendes Rettungswesen, sagte Farrenkopf. Es gebe andere Möglichkeiten einzusparen und Mängel abzustellen. So gebe es beispielsweise Patienten, die von der Feuerwehr in Zeiträumen von drei Monaten bis zu 28mal ins Krankenhaus gefahren würden, ein Patient sei sogar innerhalb von dreieinhalb Jahren 276mal eingeliefert worden, sagte Farrenkopf. Das seien die Fälle, bei denen angesetzt werden müsse, wenn gespart werden solle.
Im vergangenen Jahr ist die Hamburger Feuerwehr genau 197.850 Mal zu Einsätzen ausgerückt, rechnete Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) gestern bei der Vorstellung der Feuerwehr-Jahresbilanz vor. 80 Prozent der Einsätze entfielen auf das Rettungswesen. Der zur Feuerwehr gehörende Kampfmittelräumdienst entschärfte und räumte mehr als 13 Tonnen Bomben und Munition. Die Gesamtzahl der Einsätze ging gegenüber 1997 um 1,6 Prozent zurück.
Feuerwehrchef Farrenkopf erinnerte an eine Reihe von Großein-sätzen wie etwa beim Absturz eines Sportflugzeuges auf ein Einfamilienhaus in Schnelsen am 4. Juli 1998. Spektakuläre Großbrände habe es nicht gegeben, meinte Farrenkopf. Das sei ein bundesweiter Trend, überall gehe die Zahl der Großbrände zurück, das liege nicht zuletzt an den härteren Umweltauflagen: „In den Betrieben ist es ordentlicher geworden, es liegt nicht mehr soviel durcheinander, das mindert auch die Brandgefahr.“ lno
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