: Katastrophale Konsequenzen
■ Lehren aus dem „Pallas“-Desaster: Sicherheit in der Nordsee ist Thema einer Veranstaltung der Grünen in Husum
Streit und Schuldzuweisungen hat es nach der Havarie des Holzfrachters „Pallas“ vor Amrum im vergangenen Oktober zuhauf gegeben. Der Parlamentarische Untersuchungsausschuß in Kiel bemüht sich noch immer um die Aufarbeitung des Geschehens. Einig aber waren sich Umweltschützer, Politiker, Experten und Vertreter der Westküstenregion in ihrer Forderung nach einer Verbesserung der Sicherheit für die Schiffahrt. Mit diesem Thema beschäftigt sich die Veranstaltung der Grünen mit dem Titel „Ein neues Sicherheitskonzept für den Seeverkehr auf der Nord- und Ostsee“ heute in Husum.
Derzeit erschweren aus Sicht von Experten vor allem das Kompetenzwirrwarr und die damit verbundenen langen Entscheidungswege ein schnelles Eingreifen im Seenotfall. Beteiligt sind etliche Institutionen des Bundes und der Länder mit ihren Schiffen, Flugzeugen und Organisationsstrukturen. Dazu kommt die Beseitigung von Schäden an Land. In die Ölbekämpfung an den Stränden im Fall der Pallas etwa waren Gemeinden vor Ort, Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und Bundeswehr eingebunden.
Verbesserungsvorschläge konzentrieren sich darum darauf, diese Strukturen zu vereinheitlichen. Nach den Vorstellungen der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste etwa soll dies in einer „schlagkräftigen, mit umfassenden Kompetenzen ausgerüsteten“ Deutschen Küstenwache geschehen. Langfristiges Ziel müßte eine „Euro Coast Guard“ sein, die „gemeinsam von Bund und Ländern unter Einbeziehung der Wasserschutzpolizeien betrieben wird“.
An der Husumer Veranstaltung werden unter anderen der grüne Umweltminister Rainder Steenblock, Heinrich Nöll vom Deutschen Verein für internationales Seerecht und Hans-Ulrich Rösner von der Umweltstiftung WWF als Referenten teilnehmen.
Steenblock ist nach Einschätzung der FDP der wahre Schuldige für die Fehler bei der Bewältigung der Folgen der „Pallas“-Havarie. Zu diesem Ergebnis kam Fraktionschef Wolfgang Kubicki gestern in Kiel bei seiner Zwischenbilanz der Arbeit des Untersuchungsausschusses. Das Umweltministerium habe „hilflos, konzeptlos und tatenlos zugesehen“. Erst als Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) die „Pallas“ zur Chefsache gemacht und einen interministeriellen Leitungsstab in Leben gerufen habe, sei „so etwas wie Management“ möglich gewesen.
Der Untersuchungsauschuß versucht seit Januar, die größte Umweltkatastophe in der Geschichte des Landes aufzuarbeiten. hw / ew
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