: Sparsam ins rechte Licht gerückt
Energiespar-Leuchten: Die Kunsthalle als städtisches Vorzeigeprojekt ■ Von Heike Dierbach
Der Anordnung des Umweltsenators leisteten nicht alle JournalistInnen Folge. „Achten Sie bitte nicht auf die Werke“, hatte Alexander Porschke (GAL) am Eingang der Kunsthalle gebeten, „sonst kommen wir ja nie voran“. Dennoch blieb das eine oder andere kunstliebende Auge an einem Caspar David Friedrich oder einem Paul Klee hängen. Thema des Rundgangs, zu dem Porschke geladen hatte, war aber nicht, was man in der Kunsthalle sieht, sondern in welchem Licht.
Gemeinsam mit Frank Barth, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, präsentierte er, wie sich durch neue Beleuchtungssysteme Strom sparen läßt – „sogar in einem Bereich, wo sehr sensibel auf das rechte Licht geachtet wird“. Seit 1996 werden in Hamburgs öffentlichen Gebäuden Leuchtstoffröhren durch einlampige Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten ausgetauscht. „Die Kunsthalle war einer der anspruchsvollsten Kunden des Programms“, weiß Porschke.
Dennoch sei kaum Überzeugungsarbeit nötig gewesen, betont Barth. „Die Kosten spielen ja auch bei uns eine Rolle – und die Lichtqualität hat sich sogar verbessert.“ Denn die neue Technik produziere ein Licht, das wesentlich mehr dem Tageslicht ähnelt, ideal für die alten Meister, die schließlich auch ohne Kunstlicht geschaffen wurden. „Deshalb ist heute das beste Licht jenes, das man nicht bemerkt“, schwärmt Barth, „das sich aber in der Wirkung der Werke spiegelt“.
Aber auch die moderne Kunst stellt an die Stromsparwilligen Ansprüche – weil ihre Objekte zuweilen selbst Stromfresser sind. So etwa das Werk „Die Deckenmalerei“ von Gerhard Merz im Treppenhaus der Kunsthalle: 400 Leuchstoffröhren umrahmen ein rund 40 Quadratmeter großes schwarzes Viereck an der Hallendecke und verbrauchten bisher jährlich Strom für 21.000 Mark. „Eine Geste der Verschwendung“, gab Barth zu. Der tadelnde Blick vom Umweltsenator blieb aus – denn „Die Deckenmalerei“ strahlt mit neuen Röhren um ein Viertel günstiger. Mit der neuen Technik spart die Kunsthalle 173.000 Mark jährlich.
Alle 85.000 Leuchten, die bisher in den 250 Hamburger Dienststellen ausgetauscht wurden, senken den Verbrauch um 1,93 Millionen Mark pro Jahr. „Die Investitionskosten von 16,4 Millionen werden in zehn Jahren wieder 'reingeholt“, freute sich der Senator. Bis 2002 sollen weitere 300.000 Leuchten ausgetauscht werden.
So recht zur Geltung kam der neue Schein zwar gestern in der Kunsthalle nicht – das Wetter war zu gut. Allerdings konnte Barth so demonstrieren, „daß wir den Hauptkampf nicht gegen zuwenig, sondern gegen zuviel Licht führen“: Besonders bei Graphiken ist die Gefahr des Ausbleichens hoch. Für sehr empfindliche Werke werden deshalb die Fenster dauerhaft verdunkelt und regulierbare Leuchtröhren eingesetzt. Aber die sind ja jetzt wenigstens umweltfreundlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen