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Spielplatz in der Sachsenburg

Domplatz: CDU schlägt Neugestaltung des Parkplatzes vor und will Hamburgs Geschichte mit Feldsteinen sichtbar machen  ■ Von Gernot Knödler

Hamburg mißachtet sein historisches Erbe: Ausgerechnet der Domplatz, die Keimzelle der Stadt, dient schon seit Jahrzenhten als schlecht befestigter Parkplatz. Als einziges Zeugnis der Vergangenheit ist ein Stück vom Backstein-Fundament des 1803 abgerissenen Mariendoms zu sehen – postmodern-protzig präsentiert hinter einer Reling mit Glasdeckel und einer Art Spinnaker darüber. Die Straßenkehrer haben offenbar wenig Lust, den Unrat aus diesem Käfig zu angeln.

Jetzt hat die CDU einen Vorschlag gemacht, wie diesem Zustand abzuhelfen wäre. „Ich war auf gut Deutsch genervt davon, daß man alle halbe Jahre neue Ideen las“, sagte Fraktionschef Ole von Beust gestern im Rathaus. Ein Konzept des Architekten Martin Marschner soll nun dem rot-grünen Senat auf die Sprünge helfen.

Demnach würde eine Fläche, etwas größer als der heutige Parkplatz, gepflastert und mit einem Ring aus Feldsteinen versehen, die den Wallring der fränkischen „Hammaburg“ aus dem neunten Jahrhundert nachzeichnen. Innerhalb des Feldsteinrings schlägt die CDU eine Senke vor, die einer kleineren Burg aus der noch weiter zurückliegenden sächsischen Zeit entsprechen soll. Sie würde von einer Pergola mit Kiosk, Café und Toilette begrenzt und von einem Wetterschutzsegel teilweise überdacht. Mit einem betreuten Spielplatz im Inneren der sächsischen Burg wollen die Christdemokraten Familien zum Einkaufen in die City locken. Die Reste des Doms würden in Schaukästen verpackt, den Grundriß der Gelehrtenschule „Johanneum“ solle durch eine Linie im Pflaster nachgezeichnet werden.

Die Domstraße soll nach den Vorstellungen Marschners so verlegt werden, daß sie parallel zur Linie der Hammaburg verliefe. Lediglich die Fortsetzung der Rathausstraße vor der Petri-Kirche würde gesperrt und dem Kirchenvorplatz zugeschlagen. In einem Pavillon soll dort die Geschichte des Platzes dargestellt werden.

Nachdem sich unter der 18jährigen Ägide des früheren Oberbaudirektors Egbert Kossak in Sachen Domplatz nichts bewegt hatte, nahmen SPD und GAL Ende 1998 einen neuen Anlauf: Als Beitrag zur Belebung der Innenstadt schlugen sie vor, per Wettbewerb einen privaten Nutzer zu suchen. Diese Lösung sollte befristet sein, um der Stadt die Möglichkeit zu erhalten, den Platz selbst zu gestalten, sobald sie wieder bei Kasse wäre.

Bei der SPD stieß der Marschner-Plan gestern auf wenig Gegenliebe. Der Abgeordnete Leonhard Hajen findet ihn „piefig“. Heike Sudmann, bei der GAL für Stadtentwicklung zuständig, tat kund, sie freue sich, daß die CDU auf den rot-grünen Anstoß reagiere. Dieser hatte immerhin in ein Ersuchen der Bürgerschaft an den Senat gemündet, so daß die Anregung jetzt auf einem Schreibtisch in der Stadtentwicklungsbehörde liegt. Und Kossaks Nachfolger, der neue Oberbaudirektor Jörn Walter, versichert, der Platz habe „große Bedeutung im Hinblick auf die Hafencity“ und werde „aufgewertet“ werden.

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