„Wenn's zu blöd ist, schalte ich ab“

■ Die einen schimpfen auf die Talkshows. Andere wiederum sehen sich Meiser & Co eigentlich ganz gern an – sogar vor Ort. Warum eigentlich?

Politiker und Tugendwächter schimpfen über die Nachmittagstalkshow und sorgen sich um die Zuschauerscharen, die nicht nur täglich gucken, sondern sich sogar zu Meiser und Vera ins Studio trauen. Warum? Wir sprachen mit der 62jährigen Talkshow-Touristin Martha Müller*. Sie war schon in „mindestens 15 Talkshows“, zu Themen wie „Wenn Eltern nicht loslassen“ und „Die Alten lassen's krachen – steppende Senioren“.

taz: Was mögen Sie an Talkshows?

Martha Müller: Man kann sich so schön informieren. Es ist halt was Menschliches.

Und welchen Moderator mögen Sie am liebsten?

Den Herrn Meiser, der ist höflich und korrekt. So wie der in letzter Zeit beschimpft wurde, davon halte ich gar nichts. Der Herr Meiser muß bleiben.

Finden Sie, daß Talkshows vulgärer und aggressiver werden?

Der Herr Meiser ist da sehr hart, der hat ja schon Leute rausgeschmissen. Neulich, da war bei ihm ein Mann, der hat gesagt, daß alle Frauen Huren sind. Derweil hab ich den ein paar Tage vorher gesehen mit demselben Thema bei der „Vera am Mittag“. Da hab' ich angerufen und das gesagt, und da hat der Herr Meiser gesagt: „Ich habe eben die Nachricht bekommen, daß Sie öfters in Talksendungen waren. Verlassen Sie sofort meine Sendung.“ Der ist schon sehr streng, der Herr Meiser.

Warum waren Sie denn schon so oft bei Hans Meiser?

Mich nimmt er ja nicht für verschiedene Themen, sondern damit ich einen Kommentar abgeb'.

Was würden Sie machen, wenn es keine Talkshows mehr gäbe? Ich bin doch nicht fernsehsüchtig. Das ist ja auch heute so: Wenn mir Sendungen zu ordinär sind und's mir zu blöd wird, schalte ich ab.

Interview: Ania Mauruschat

* Name geändert