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Recherche des Prinzips

■ „Ich mach das, was ich selbst sehen und hören möchte“: Katrin Rabus gönnt sich zum zwanzigjährigen Galeriejubiläum ein Festival

Zunächst in den Kellerräumen der privaten Lothringer Straße, später im umgebauten Fabrikgebäude auf der Plantage in Findorff hat Katrin Rabus zielstrebig ihre Galerie für zeitgenössische Kunst aufgebaut. Heute kaufen Firmen ebenso bei ihr wie Privatleute: Etwa zehn Ausstellungen pro Jahr bot und bietet die Galeristin an. Dabei ist es ihr wichtig, immer auch Ausstellungen zu organisieren, die nicht primär den Verkauf der Bilder zum Ziel haben, sondern KünstlerInnen ein Forum bieten. Die mäzenatische Komponente hat bei Katrin Rabus immer eine Rolle gespielt. Kern des selbstredend abstrakten Stils ihrer KünstlerInnen ist nach ihren Aussagen „Ordnung, Konzentration und Reduktion“. Damit hat sie sich auch überregional einen Namen gemacht.

Aber dabei sollte es nicht bleiben, aus zwei verschiedenen Gründen: Da war das Interesse ihres Mannes Werner Rabus an zeitgenössischer Musik und eine Krise der Galerie – auch finanzieller Natur. Da lag die Idee nahe, in den wunderbaren Räumen mit dem Oberlicht auch zeitgenössische Kammermusik aufzuführen. Ohne Etat muß man da erfinderisch sein: Ein attraktives Abonnementsystem, Radio-Mitschnitte, Vermietungen auch für andere Zwecke und immer auch Verhandlungen mit den Künstlern erlaubten es immerhin, im Laufe der Jahre die Anzahl der Konzerte ständig zu steigern. Seit 1991 ist die projektgruppe neue musik mit ihren jährlichen Festivals dort zu Gast, von deren KünstlerInnen viele zu Katrin Rabus wiedergekommen sind. Auch Dacapo und die Deutsche Kammerphilharmonie veranstalten dort Konzerte: Stets sind es Interpreten, deren Namen allererste Qualität garantierten. So konnte Katrin Rabus langsam „ihren“ MalerInnen-Kundenstamm zum Hören von Musik verführen, die MusikerInnen zum Betrachten der Bilder veranlassen. Und immer mehr hat sich die Idee verfestigt, wie viel die beiden Schwesternkünste miteinander zu tun haben: „Die Musik ist wie die Malerei“, nennt sie denn auch ganz lapidar ihr Festival.

Trotzdem will Katrin Rabus eines nicht: Thematische Korrespondenzen vorgeben, überhaupt in irgendeiner Weise didaktisch sein. Selbsterkenntnis und subjektives Empfinden will sie fördern und das im Gespräch mit MalerInnen, KomponistInnen und InterpretInnen. Und wenn nicht alle, so werden doch viele am Wochenende zum Veranstaltungsmarathon nach zwanzig Jahren kommen. 25 Bilder gibt es zu sehen, darunter von altbekannten KünstlerInnen wie Rupprecht Geiger, Raimund Girke, Jerry Zeniuk, Antonio Scaccabarozzi, Malte Spohr und Otto Greis.

Für die Konzerte hat man die Qual der Wahl: Das Freiburger Ensemble Recherche spielt Wolfgang Rihms „Musik für drei Streicher“ (Fr., 20 Uhr) und „Piano, Violin,, Viola, Cello“ von Morton Feldman (Fr., 22 Uhr).

Es sind ausschließlich KomponistInnen vetreten, die jetzt schon „Musikgeschichte“ gemacht haben (Sa., 15-19 Uhr: Stefan Huber, Roman Haubenstock-Ramati, Stefan Wolpe, Younghi Pagh-Paan, Helmut Lachenmann; So., 11 Uhr: Stockhausen, Varese, Berio, Lachenmann, Nono, Bernd-Alois Zimmermann). Ein Bonbon wird die Aufführung des letzten Werkes von Helmut Lachenmann, der übrigens auch kommt, wie Younghi Pagh-Paan und Klaus Huber: „Serynade“ für Klavier. Mit Yukiko Sugawara, David Albermann und Carin Levine sind neben dem Ensemble Recherche MusikerInnen engagiert, die die Freude am Hören garantieren. Ute Schalz-Laurenze

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