piwik no script img

Nato weiß nichts von Bus-Beschuß

■  Allianz weist Verantwortung für Vorfall bei Pec zurück. Nato-Jäger schießt jugoslawische MiG-29 ab. Serbische Oppositionelle fordern Kompromiß mit der Nato

Die Nato hat die Veranwortung für den Beschuß eines Busses am Montag bei Pec im Kosovo zurückgewiesen. Ein Militärsprecher sagte gestern, die Nato habe keine Beweise für einen Zusammenhang ihrer Operationen mit dem Vorfall gefunden. Nato-Sprecher Jamie Shea erklärte, Nato-Flugzeuge hätten am Montag und in der Nacht zum Dienstag vor allem militärische Ziele wie gepanzerte Fahrzeuge angegriffen.

Ein Nato-Vertreter erklärte, in der Region bei Pec sei es in den vergangenen Tagen zu Kämpfen zwischen serbischen Truppen und der Untergrundarmee UÇK der Kosovo-Albaner gekommen. Möglicherweise sei der Bus in einen Hinterhalt geraten. Die serbischen Behörden hatten der Allianz vorgeworfen, beim Luftangriff auf eine Straße im Nordwesten des Kosovo 17 Menschen getötet und 20 weitere verletzt zu haben. Die Opfer hätten in einem Bus und zwei Autos gesessen, hieß es.

Ein Nato-Abfangjäger hat gestern ein jugoslawisches Kampfflugzeug vom Typ MiG-29 abgeschossen. Wie ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums mitteilte, wurde die Maschine von einem F-16-Jet der Nato über Jugoslawien angegriffen. Demgegenüber hatte die Luftwaffe der Allianz ihre Angriffe in der Nacht zum Dienstag offenbar abgeschwächt. Nato-Bomber griffen gestern morgen zweimal die serbische Stadt Vranje nahe der Grenze zu Makedonien an, wie die jugoslawische Agentur Tanjug meldete. Explosionen wurden auch rund um Pritina gemeldet.

Unterdessen haben sich gestern drei serbische Oppositionsparteien für einem Kompromiß Jugoslawiens mit der Nato ausgesprochen. Es sei im Interesse Serbiens, den Krieg und die Nato-Bombardierungen zu beenden, heißt es in einer in Belgrad veröffentlichten Erklärung der Bürgerallianz Serbiens (GSS). „Ein Kompromiß ist möglich, und politische Veränderungen in Serbien sind eine der Bedingungen dafür.“

Die oppositionelle Sozialdemokratie ist für die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und Stationierung internationaler Friedenskräfte mit einem UN-Mandat im Kosovo. Diese Partei appellierte gestern an die jugoslawische Staatsführung, auch die Rückkehr aller Flüchtlinge in das Kosovo zu ermöglichen. Der Rückzug der jugoslawischen Streitkräfte solle mit dem Eintreffen der internationalen Truppen und der Entwaffnung der UÇK synchronisiert werden, heißt es ihrem Appell. Auch der in der Vorwoche abgelöste jugoslawische Vize-Regierungschef Vuk Drakovic sprach sich für einen Kompromiß aus. Jugoslawien müsse Entscheidungen des Weltsicherheitsrates bezüglich der internationalen Präsenz im Kosovo respektieren, sagte er. Er beschuldigte die Nato, jede Friedensinitiative „zu ersticken“. AFP/AP/dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen