: 86 Millionen Mark für Daewoo/Egerland
■ Senat macht neue Schulden für die Ansiedlung des Auto-Importeurs in Vegesack / Kritik aus Bremerhaven / Wollte Beckmeyer japanische Unternehmen weglocken?
Eine Summe von insgesamt 86 Millionen Mark sollen die Wirtschaftsförder-Ausschüsse heute für die Ansiedlung der koreanischen Auto-Umschlagsanlage auf dem Vulkan-Gelände genehmigen. Die Summe steht nicht in der mittelfristigen Finanzplanung zur Verfügung, die Abfinanzierung der Kredite soll bis zum Jahre 2020 gestreckt werden.
Der Senat hatte am Dienstag grünes Licht gegeben. Allein 17 Millionen Mark kostet es, die Betriebe umzusiedeln, die Daewoo im Wege sind oder wegen der Gefahr von Lackschäden nicht in der Nähe der Auto-Parkplätze bleiben können. Das Zuschütten des Baudocks kostet 8,1 Millionen, für Abbruch-Arbeiten werden 3,8 Millionen Mark bereitgestellt. Die erheblichen Altlasten auf dem Werftgelände sollen „mit einer Dichtwand“ eingekapselt und von oben gegen Regenwasser versiegelt werden - 23 Millionen. „Bei zukünftigen Bauarbeiten muß dann weitgehend keine Rücksicht auf das Thema Altlasten genommen werden“, steht in der Begründung zu der Beschluß-Vorlage. Die staatliche Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG) soll das Projektmanagement übernehmen, dafür bekommt sie ein Prozent des „geschätzten Auftragsvolumens“, das seien 2,58 Millionen Mark, rechnet das Wirtschaftsressort.
Derweil verschärft sich die Kritik an der Ansiedlung von Daewoo und dem deutschen Partner Egerland in Vegesack. Die 17 Millionen seien offenbar ein „Maulkorb für die ansässigen Unternehmen“, die bisher das Daewoo-Projekt kritisiert hatten, erklärte der Bremerhavener Grünen-Abgeordnete Manfred Schramm. Da Daewoo derzeit in Bremerhaven seine Pkw anlanden läßt, handele es sich letztlich um 86 Millionen Mark für eine Umsiedlung. Verbindliche Angaben zu den Arbeitsplätzen, die damit geschaffen werden sollen, würden nicht gemacht. Der Auto-Importeur Egerland soll 10.000 bis 20.000 Daewoo-Autos pro Jahr in Vegesack abladen, die bisher in Bremerhaven abgeladen werden. Schramm vermutet, daß es zu weiteren Subventionen an Daewoo kommt.
Auch der Bremerhavener AfB-Vorsitzende Günter Diekhöner sieht großen Schaden auf Bremerhaven zukommen. „Bei einem entsprechenden Einsatz des Häfensenators hätte sich Daewoo/Egerland mit Gewißheit für Bremerhaven entschieden“, sagt Diekhöner. Für Bremerhaven sprächen günstigere Anfahrtswege für die Schiffe sowie die Infrastruktur für den Abtransport. Beckmeyer sei seiner Heimatstadt „in den Rücken gefallen“.
Der Bremerhavener Auto-Importeur Egon Harms hat derweil gegenüber der Nordsee-Zeitung behauptet, die Bremer Außenwirtschafts-Förderer hätten versucht, seine japanischen Kunden für Vegesack abzuwerben. Roß und Reiter will er am 30. Mai nennen. Der zuständige Häfensenator Beckmeyer bestreitet das entschieden.
SPD-Fraktionschef Christian Weber meinte, „ein so wichtiger Unternehmer“ wie Harms hätte in die Gespräche einbezogen werden müssen: „So wie geschehen kann man mit ihm nicht umgehen.“ Während heute die Entscheidungen des Senats vom Parlament abgesegnet werden, will Scherf den Bremerhavener Unternehmer besuchen. „Dieser Wanderprediger will mich nur einseifen“, sagt der 71jährige Harms dazu. K.W.
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