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Nato plant den Einmarsch

■ 60.000 Soldaten sollen angeblich ab spätestens Ende Juli das Kosovo befreien

Will die Nato doch eine große Zahl von Bodentruppen in den Krieg auf dem Balkan schicken? Diesen Schluß legt ein Bericht Wall Street Journals nahe. Demnach liegen in den Schubladen des Bündnisses Pläne über die Entsendung von 60.000 Soldaten in das Kosovo. Die Bodentruppen sollten spätestens Ende Juli mit Hubschraubern in die serbische Provinz gebracht werden und das Kosovo für rückkehrende Flüchtlinge sichern, schrieb die US-Zeitung gestern unter Berufung auf US-Armeekreise. Der Plan gehe davon aus, daß bis dahin ein „halbwegs geeignetes Umfeld“ für die Nato-Streitkräfte vorliegen werde, entweder weil die jugoslawische Staatsführung ihrer Stationierung zustimme oder weil die jugoslawische Armee bis dahin ausreichend geschwächt wäre. Die Truppen sollten mit Hubschraubern über Albanien, eventuell aber auch über Makedonien eingeflogen werden. Aufmarschgebiet für die Landstreitmacht, die zu einem Drittel aus US-Truppen bestehen würde, wäre Italien.

Um die jugoslawischen Streitkräfte zu binden, sollen dem Plan zufolge Panzer an den Grenzen zwischen Jugoslawien und Albanien beziehungsweise Makedonien stationiert werden. Andere Einheiten sollen in Ungarn und vielleicht sogar Bulgarien bereitstehen, um eine jugoslawische Gegenoffensive zu verhindern.

Unterdessen steigt die Zahl der von Nato-Bombern angegriffenen Ziele weiter an. Aus dem US-Verteidigungsministerium hieß es am Dienstag abend, wegen des guten Wetters würden die Piloten zunehmend „Gelegenheitsziele“ angreifen, beispielsweise Panzer und Truppentransporter, die nicht in ihren Computern programmiert seien. Zunehmen dürfte dabei jedoch auch die Gefahr, die Falschen zu treffen – und damit auch die Nervosität im Nato-Hauptquartier. So berichtete gestern eine Mitarbeiterin von Medicins du Monde, ein Konvoi der Hilfsorganisation sei im Kosovo beschossen worden. Obwohl am Nachmittag nicht klar war, ob die Schüsse aus der Luft oder vom Boden abgefeuert worden waren – geschweige denn von wem –, beeilte sich Nato-Sprecher Walter Jertz zu erklären, der Angriff ginge nicht auf das Konto der Allianz. Die erlitt gestern eine weitere Schlappe: Beim Übungsflug in Albanien stürzte der zweite der hochgelobten Apache-Hubschrauber ab. Beide Piloten kamen ums Leben. Die Hubschrauber sollen aus der Luft vor allem jugoslawische Panzer attackieren – die Vorraussetzung für einen halbwegs sicheren Einmarsch von Bodentruppen ins Kosovo.

AFP/dpa/taz

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