: „Das muß man spielen als Deutscher“
■ Tommy Haas zieht als einziger Deutscher ins Viertelfinale der German Open ein. Kiefer zieht Unbill seiner Kollegen auf sich
Das war knapp: Mit seiner besten Leistung in dieser Turnierwoche besiegte gestern Lokalmatador Tommy Haas den Spanier Alberto Berasategui im Achtelfinale der German Open am Hamburger Rothenbaum mit 6:3, 1:6 und 6:4 – zum Entzücken der knapp 10.000 BesucherInnen am Centre Court. Auch Turnierdirektor Günter Sanders grinste nach Spielende bis über beide Ohren. Schließlich ist Haas nach den Absagen von Branchengrößen wie Pete Sampras oder Yewgeni Kafelnikov einer der wenigen Akteure des Filzkugel-Cups, die nur mit ihrem Namen Zuschauermassen anlocken.
Haas hatte sich gegen den Spanier, der der possierlichen Gattung der Sandplatz-Spezialisten zugerechnet wird, die richtige Taktik überlegt. „Ich wollte auf seine Rückhand spielen, denn mit der Vorhand macht er sehr viel Druck“, erklärte der Weltranglisten-Zwanzigste. Zumindest zu Beginn des Spiels ging das Konzept voll auf. Ein Break beim Stand von 4:2 reichte und nach nur 33 Minuten war der erste Satz mit 6:3 gewonnen. Danach jedoch ging jegliche Struktur im Spiel des Hamburgers flöten. Der konzentrierter agierende Berasategui gewann den zweiten Satz nach nicht einmal 25 Minuten mit 6:1. Lediglich die nachlassende Konzentration und damit einhergehende höhere Fehlerquote des Spaniers bescherte Tommy Haas am Ende den Sieg und als einzigen Deutschen den Einzug ins Viertelfinale des mit insgesamt 2,45 Millionen Dollar dotierten Turniers. Dort trifft er heute auf den Südafrikaner Wayne Ferreira oder den Chilenen Marcelo Rios.
Derweil ist Deutschlands anderer aktueller Top-Spieler im Herrentennis, Nikolas Kiefer, gerade dabei, sich das Image des bösen Buben einzuhandeln. Er hat die Teilnahme an den German Open abgesagt, angeblich weil er bei seinem vorherigen Auftritt in Hamburg vom Publikum ausgepfiffen wurde. Die Absage stößt im Kreise der Kollegen auf wenig Toleranz. „Das kann ich absolut nicht verstehen, das ist das Hauptturnier in Deutschland, da muß man fighten um jeden Ball. Das muß man spielen als Deutscher“, tümelte Kollege Oliver Gross – und verlor bereits in Runde zwei. Matthias Anbuhl
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