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■ „Um sechs sind die Jüngeren noch da"

Die US-Amerikaner sind besonders sensibel gegenüber benachteiligten Gruppen. Wer sich in der amerikanischen Jobvermittlung Westech Career Expos anmelden will, wird auf dem Formular nach möglichen Handicaps gefragt. Ein Punkt lautet: „Über 40“ zu sein. Ageism, die Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Lebensalters ist in den angelsächsischen Ländern ein großes Thema. Einen Kündigungsschutz für Ältere wie in Deutschland gibt es dort nicht. Wer älter wird und ein höheres Gehalt bekommt, gilt oft als nicht mehr rentabel.

Im US-Magazin Fortune wird Paul Kostek zitiert, Präsident des Institute for Electrical and Electronic Engineers: „Früher sprach man über Benachteiligung der Älteren und meinte die 50-, 55jährigen. Heute habe ich schon von Leuten in ihren späten 30ern gehört, daß sie von Jüngeren angesprochen wurden: Wow, bist du nicht schon ein bißchen alt für einen Programmierjob?“ Der Generationenkonflikt entzündet sich zwischen den mittelalten baby boomers über 35 Jahren und der nachrückenden generation x. Die Älteren sind teurer, haben familiäre Verpflichtungen und oft ein Haus abzuzahlen. Die 25jährigen hingegen sind ungebunden und „glauben, sie können alles schaffen. Das ist gut für uns. Plötzlich ändert sich das Energieniveau im Unternehmen. Du schaust dich um sechs Uhr noch um, und die Jüngeren sind noch da“, sagt Joe Davis, Vorstandsvorsitzender eines großen Druckerei-Unternehmens.

Die Älteren finden im Unterschied zu Deutschland zwar leichter einen neuen Job, müssen dann aber oft empfindliche Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. In spektakulären Fällen haben gefeuerte Ältere in den USA ihr Unternehmen wegen Altersdiskriminierung verklagt. Doch nur in seltenen Fällen geben die Gerichte den Klägern recht. BD

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