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„Dumme Lehrer“

■ Hamburger SchülerInnen zeichnen und schreiben zum Thema Menschenrechte

Menschenrechte fangen schon im Matheunterricht an. „Diesen dummen Herrn Mattifs. Den könnte ich auf den Mond schießen!“ schimpft Marie auf ihren Lehrer. Klassenkameradin Mareike ist wütend auf ihren Bruder, „der ärgert mich so oft er nur kann, und dann gibt er meistens mir die Schuld“. Aufgeschrieben haben die beiden Hamburger Fünftkläßlerinnen ihren Frust für den diesjährigen Europäischen Schulwettbewerb, zu dem Jugendliche verschiedener Altersstufen aufgerufen waren.

Einen Aufsatz zum Thema „was mich ärgert“ sollten die Elf- bis Zwölfjährigen schreiben, oder ein Bild malen unter dem Motto „Kinder hungern – auch in Europa“. GrundschülerInnen waren aufgefordert, unter dem Titel „Du mußt arbeiten – ich darf spielen“ etwas zu malen. Fast alle europäischen Länder beteiligen sich mittlerweile an den Wettbewerb: Schulklassen beschäftigen sich mit den Themen, die jährlich neu von einer europäischen Arbeitsgruppe ausgewählt werden. Jedes Land prämiert die herausragendsten Bilder oder Texte selbst. 868 Hamburger SchülerInnen aus 15 Schulen nahmen dieses Jahr teil; 275 Arbeiten wurden an die Bundesjury weitergeleitet.

Was die jüngeren SchülerInnen aus der Hansestadt sich einfallen ließen, hat meist einen unmittelbar persönlichen Bezug. Das Gespür dafür, Rechte und Vorzüge zu genießen, verbindet sich in den Bildern mit dem Motiv von Armut und Elend auf den Straßen: Menschen wühlen in Mülltonnen, schlafen unter Zeitungen oder campieren unter Brücken.

SchülerInnen der Oberstufen ließen sich schon auf abstraktere Themenstellungen ein, wie „Mensch sein heißt frei sein“ oder „Meinungsfreiheit in Europa“. Dazu erstellten sie Kollagen und Bilder, die künstlerisch beeindrucken. Körper, die am liebsten abheben möchten, die Arme zum Fliegen ausgebreitet, oder der Griff nach den Sternen auf dem Boden einer atomverseuchten Industriewelt – die Freiheitssehnsucht ist in den Motiven deutlich spürbar. So hautnah an die BetrachterInnen herangeführt, ist die Auseinandersetzung mit dem großen politischen Thema Menschenrechte überzeugend gelungen.

Christiane Tursi

Eine Auswahl der Arbeiten ist noch bis morgen im Hamburger Museum für Völkerkunde zu sehen.

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