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■ Manchester gegen Deutschland

Die Eltern- und Angehörigen-Initiative für akzeptierende Fußballsucht ist schwer hin- und hergerissen. Was soll sie von all dem halten? Ist das jetzt der Einstieg in den Ausstieg? Wird der Mittwochabend drogenfrei, eine erste Bresche gegen fußbällerne Käfighaltung?

Zuerst haben alle aufgeatmet. Nicht mehr RTL, sondern Minisender tm-3 – wer iss'n das? – bekommt für 200 Millionen jährlich die Fußballrechte für die Champions League. Da der Sender nicht über Antenne geht, sind zwanzig Prozent der deutschen Zuschauer, also jeder fünfte!, von den Spielen der Euro-Top-Mannschaften ausgeschlossen.

Mit großartigen Konsequenzen: Nie wieder auf dem Sofa liegen, bis morgens die Vögel zwitschern, um auch noch die letzte Grätsche eines portugiesischen Rasenmähers im superwichtigen Gruppenspiel gegen die Griechen mitzukriegen.

Ab nun ist Mittwochabend frei, das gute Buch wartet, joggen im lauen Abendlüftchen, die Zockrunde vorverlegen, Heilbutt auf Spargelschaum essen. Alles wäre besser als die grausame RTL-Kombination aus drei Stunden Fußball, vier Stunden Werbung und fünf Stunden „Franz – die Anlayse!“.

Soviel Hoffnung war nie. Und jetzt? Der Frauensender will, wie aus der Anstalt verlautet, womöglich nur „Kernberichterstattung“ machen. Im Kern heißt das, es werden Unterlizenzen an andere Sendeanstalten vergeben, und womöglich wird der Frauenfunk nur die Topspiele selbst vermarkten. Und was bedeutet das für alle Junkies ohne Kabel und Satellit? Richtig, wir liegen wieder, bis die Vögel pfeifen, auf der Couch und kriegen das Beste nicht mal mit. Wir sind die Gearschten.

Ansonsten wird sich wahrscheinlich gar nicht viel ändern, weil der jetzt seines Sujets beraubte, bisherige Fußball-Chefplauderer von RTL, Marcel Reif, es offenbar, wie gestern aus dem Umfeld verlautet, als „eine realistische Option“ ansieht, zu tm-3 zu wechseln. Da hat dann Harald Schmidt wieder recht, der bei der angestrebten Umbenennung des Sendernamens tm-3 in eine griffigere Vokabel den neuen Namen „RTL“ vorschlug.

Derzeit ist tm-3 vor allem mit dem Aufbau einer eigenen Sportredaktion beschäftigt. Erster Anwärter für den Reporterposten: tm-3-Chefredakteurin Anna Doubek. Die weiß nicht nur, daß zwischen Fußball und Frauen irrsinnige Affinitäten existieren und deshalb eigentlich gut zusammenpassen, sondern auch, daß bei der Champions League „Manchester United gegen Deutschland“ spielt. Ja, ja. Und nachts wird es dunkel.

Manfred Kriener

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