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■ In Stankovic erleben Zehntausende das erniedrigende Schicksal von Flüchtlingen. Ihr Leiden endet aber nicht am Stacheldrahtzaun
Für das Elend der Flüchtlinge steht auch der Name Stankovic. In dem Ort nördlich der Hauptstadt Skopje leben derzeit knapp 50.000 Menschen unter untragbaren Umständen in Auffanglagern. Das ist ein Viertel aller Flüchtlinge, die Makedonien bislang aufgenommen hat. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingswerks muß die Lage unverzüglich entschärft werden. Es gehe um Leben und Tod. In langen Schlangen müssen die Menschen auf Brot, Wasser oder Medikamente warten. Nicht wenige gehen leer aus. Aus Mangel an Zelten übernachten Tausende im Freien. Durchdringend ist der Gestank provisorischer Latrinen, der durch das Lager zieht. Vieles, was benötigt wird, kann nur auf dem Schwarzmarkt besorgt werden, zu horrenden Preisen, wie Kaffee, Tee, Zigaretten, selbst Schuhe.
Tief beeindruckt vom Schicksal der Flüchtlinge zeigte sich das Ehepaar Blair bei einer Stippvisite im Lager Stankovic. Der britische Premier versprach anschließend die Aufnahme Tausender Flüchtlinge in den kommenden Wochen. Bislang hat Großbritannien erst 330 Kosovaren aufgenommen. Viele Familien sind allerdings durch einen unkontrollierten Abtransport aus dem Lager auseinandergerissen worden. Eltern suchen nun nach ihren Kindern und umgekehrt Kinder nach ihren Eltern. Es werde Jahre dauern, die Familien zusammenzuführen, so das Rote Kreuz.
David Klammer hat die folgenden Fotos über die Flüchtlinge aus dem Lager Stankovic gemacht. Der 37jährige hat sich zehn Tage im Lager aufgehalten. Er wird Kosovo-Flüchtlinge auf ihrem weiteren Weg begleiten, darunter solche, die nach Deutschland kommen. Im kommenden Jahr will er seine Arbeiten zusammen mit zehn anderen Künstlern unter dem Motto „Über Grenzen gehen“ ausstellen. David Klammer, der für die Agentur „plus 49“ arbeitet, hat bisher vor allem Außenseiter und Entwurzelte zum Thema gemacht. Seine Abschlußarbeit in Kommunikationsdesign galt Flüchtlingen in Malawi.
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