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Tach auchDie Minote der Pfote

■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 26. Versuch

Neulich stand ich neben einem Mann, der war Iraker, Iraner oder Uranier. Trug Kaschmir und Seide. An jedem Finger blitzte ein Eigenheim. Ins Handy sprach er von abzuschießenden Regierungsbeamten und umzuleitenden Pluton- oder Platinlieferungen. Aber das eigentlich Aufregende an ihm war sein Mund. Ohne Unterlaß schossen die Lippen nach vorn und zogen sich sofort wieder zurück, um gleich wieder vorzuschießen. Wie zum Küssen. Oder zum Luftküssen.

Liebe Leserin, die Du seit Jahren in Therapie bist, weil Du alle fünf Sekunden mit dem linken Zeigefinger über die linke Augenbraue fahren mußt; lieber italienischblütiger Leser, der Du schon Handfesseln brauchst, wenn Du nicht willst, daß Deine Pfote alle Minote zum Schritt zuckt: Reden wir über den Tick! Tick kommt von Tic, das ist ebenso französisch wie medizinisch und heißt „krampfartiges Muskelzucken“. Wie alles Gute (Fliegenpilze, Scheibeneinschmeißen, nackt über die Startbahn West laufen, etc.) ist der Tick tabu, und wer von dem süßen Gift kostet, ist vielleicht schon verloren.

Nur starke Charaktere dürfen es mal probieren. Mund spitzen, Mund entspannen, spitzen, entspannen, spitzen, immer doller, immer schneller, spürt Ihr, wie die Lippen libidinös werden, wie sich das süße Gefühl vom Mund her ausbreitet, das wir Wollust zu nennen nicht umhin können, wie sich unsere Lippen öffnen, suchen, wo ist er, der knallrote Lustborn, der herrliche Lebensbronn, Maaamaaa...! HALT! STOP! ABBRUCH! Teufelswerk! Finger weg von Pluton uund Platin! Lange leben die Regierungsbeamten! Und beim Schielen können die Augen stehenbleiben!

Burkhard Straßmann

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