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Serben kündigen Teilrückzug an Nato reagiert zurückhaltend

■  Nach einer Erklärung der jugoslawischen Militärführung ist der Rückzugsbefehl seit Sonntag abend in Kraft. Doch auch wenn sich dieser Bericht bestätigt, wird damit nur ein kleiner Teil der Forderungen der Allianz erfüllt

Belgrad/Brüssel (AP/AFP/dpa) – Die jugoslawische Armee hat gestern einen Teilabzug der Militär- und Polizeieinheiten aus dem Kosovo angekündigt. Der Befehl zum Rückzug sei seit Sonntag abend 22 Uhr in Kraft, hieß es in einer Erklärung der Belgrader Militärführung, die von der amtlichen Nachrichtenagentur Tanjug verbreitetet wurde. Die Nato, die WEU und westliche Regierungen reagierten zunächst äußert zurückhaltend. Die Angriffe sollen zunächst nicht eingestellt werden.

Die jugoslawische Armee begründete ihre Anweisung mit dem Ende der „Aktionen gegen die sogenannte Kosovo-Befreiungsarmee“ (UÇK). Nach Abschluß eines Abkommens mit den Vereinten Nationen werde es möglich sein, die Militär- und Polizeieinheiten im Kosovo wieder auf den „Friedensstand vor der Nato-Aggression“ zu reduzieren, hieß es in der Erklärung weiter. Damals waren nach Nato-Schätzungen 29.000 Mann im Kosovo stationiert. Die Belgrader Führung hat schon öfters das Ende der Militäraktion gegen die UÇK verkündet.

Rund 40.000 Soldaten und Polizisten werden heute im Kosovo vermutet. Die Nato hatte eine Feuerpause in Aussicht gestellt, wenn Belgrad nachprüfbar mit dem Rückzug beginnt. Für eine endgültige Einstellung der Luftangriffe hatten die sieben führenden Industrienationen und Rußland aber vergangene Woche den Rückzug militärischer, polizeilicher und paramilitärischer Kräfte aus der serbischen Provinz und das unverzügliche und nachprüfbare Ende der Gewalt und der Unterdrückung im Kosovo zur Bedingung gemacht. Die G-8-Staaten verlangen zudem von Belgrad die Zustimmung zur Stationierung einer internationalen Friedenstruppe und die sichere und freie Rückkehr aller Flüchtlinge und Vertriebenen. Belgrad muß einer UN-Übergangsverwaltung für das Kosovo und einem politischen Prozeß mit Blick auf einen endgültigen Autonomiestatus der Region innerhalb Jugoslawiens zustimmen.

Entsprechend zurückhaltend fielen gestern die ersten Reaktionen auf die Belgrader Erklärung aus, zumal zunächst unklar blieb, wie viele Soldaten tatsächlich abgezogen wurden und für wie viele die Anordnung gilt. Die Nato bezeichnete den Teilrückzug aus dem Kosovo als unzureichend. Damit erfülle Belgrad nicht die Forderungen der Allianz nach dem vollständigen Abzug von Polizei und Armee. Zudem müsse zunächst bestätigt werden, daß die Armee tatsächlich Einheiten aus dem Kosovo abziehe. Auch die USA und Großbritannien erklärten, die Ankündigung eines Teilrückzuges sei nicht ausreichend für ein Ende der Nato-Bombenangriffe auf Jugoslawien. Von der Bundesregierung wurde die Erklärung aus Belgrad als „unzureichend“ eingestuft. Ein Teilrückzug müsse überprüfbar und glaubwürdig sein.

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