: Geschlagen und einzeln verpackt
■ Voller Hingabe, Sport und Symmetrie: Das World Drum Festival läßt Japan antrommeln, was die Arme hergeben
Der Auftakt des World Drum Festivals stand von traditionellen Daiko-Trommeln bis zu Drum'n'Bass ganz im Zeichen Japans. Dazu war die Bühne der Fabrik am Mittwoch abend ungewöhnlich in die Höhe gestaffelt: Noch über einem hochgesetzten Podest mit einem Superschlagzeug standen die größten Trommeln auf der Empore. Der zusätzliche Platz war auch nötig, denn die drei Acts des Abends hatten sich zur Zusammenarbeit verabredet.
Bereits nach zwei Stücken der in den USA lebenden Nanae Mimura an der neu entwickelten fünfoktavigen Marimba schlichen sich die zehn Tradtionstrommler von Wadaiko Yamato mit Glockenschlägen in den jazzig flirrenden Sound und überführten ihn langsam in japanische Power.
Wie stets bei japanischen Trommlern geht der körperliche Einsatz weit über das Notwendige hinaus, und die ritualisierten Haltungen und Sprünge ergeben eine sportive Choreographie, die die Bühne für alle unterschiedlichen Instrumente möglichst symmetrisch bespielt. Dazu wird wie beim japanischen Essen jedes Stück in neuer Verpackung serviert: Spielten die Taiko-Trommler zuerst in einfachem Schwarz, trugen sie am Schluß Brokatgewänder. Aber anders als bei den älteren Gruppen dieser Art spielen bei den 1993 gegründeten Wadaiko Yamato je fünf Männer und fünf Frauen. Diese Gleichberechtigung der Geschlechter macht das Ganze deutlich weniger martialisch. Und gar spielerisch mit viel Einsatz von pantomimischen Witz wurde zwischendurch dem zwar nicht sehr zahlreichen, aber dafür besonders begeisterten Publikum in der Aufforderung zu immer komplizierteren Mitklatschmustern Rhythmusunterricht gegeben.
Deutlich abgesetzt davon dann der dancefloorgeeignete Einsatz von Akira Jimbo. In den Achtziger Jahren Rhythmusmann der Gruppe Cassiopeia ist er mit seinem knapp 30teiligem Schlagzeug, das mit zahlreichen Pads für elektronische Sounds angereichert ist, ein veritables Ein-Mann-Orchester. Doch auch er fügte sich am Schluß in die übergreifende Trommelsession, bei der selbst Nanae Mimura zu ihrer eigenen Verwunderung – echt oder gespielt sei dahingestellt – kräftig die Trommelhölzer bediente. Hajo Schiff
world drum festival '99 bis Sonntag, u.a. mit offenem drum circle auf dem Platz vor den Deichtorhallen
Heute, Freitag, 19 Uhr; drum move vom Hauptbahnhof zum Rathausmarkt, am Samstag ab 13 Uhr; weitere Konzerte in Markthalle, Fabrik und Werkstatt 3
Außerdem: Workshops in der Hochschule für Musik, Harvestehuder Weg 12.
„Zakir and hids Friends“, eine Filmreise durch die Welt der Percussion, Metropolis: Samstag, 19 Uhr und Sonntag, 17 Uhr
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