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Der Bosporus

Der Bosporus ist nicht nur eine neunzehn Seemeilen lange Wasserstraße, die zwei Meere miteinander verbindet, der Bosporus ist die legendäre Grenze zwischen Europa und Asien. Aufgrund seiner besonderen strategischen Lage ist der Bosporus (und mit ihm die Dardanellen) einer der am meisten umkämpften Seewege der Geschichte. Angefangen vom Krieg um Troja – der vor gut dreitausend Jahren nicht um die schöne Helena, sondern um die Kontrolle der Dardanellen und des Bosporus geführt wurde –, über die Seeschlachten zwischen Byzanz und Venedig bis hin zum Ersten Weltkrieg: Immer wieder ging es darum, wer die Oberhoheit über den Seeweg ins Schwarze Meer besitzt.

Seit 1936 regelt der Vertrag von Montreux die freie Durchfahrt durch die Meerengen. Ein Vertrag, mit dem die Türkei heute höchst unglücklich ist, weil die Schiffahrt sich seitdem rapide vermehrt und verändert hat. Wo früher Lastkähne schipperten, schieben sich heute gigantische Öltanker durch den an manchen Stellen nur achthundert Meter breiten Bosporus. Liefe einer dieser Tanker auf Grund, würde die Fünfzehnmillionenstadt Istanbul mit einer verheerenden Ölpest konfrontiert.

Für die Istanbuler hat der Bosporus magische Anziehungskraft. Wer immer es sich leisten kann, wohnt hier; wer ein ein paar Stunden frei hat, geht hier spazieren; und wer sich einmal richtig etwas leistet, geht in einem der berühmten Fischlokale essen. Durch den Bosporus weht im Sommer der Poyraz, der Nordostwind, und bläst den Dreck und Dunst der Metropole aufs Meer hinaus. Ohne den Bosporus wäre Istanbul wahrscheinlich grauenhaft und unerträglich, durch ihn aber wird die Stadt zu einer der schönsten der Welt. JG

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