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Am Wochenende ein bißchen Prinzeßchen sein

■ Schloß Reichenow bei Strausberg ist Hotel, Restaurant und Café. Und ein postmodernes Schmuckstück für bestimmte Anlässe

Eigentlich sollte Schloß Reichenow ein Tagungshotel für „Frauen in leitenden Positionen“ werden. Doch die Pächterinnen Ursula Hahn und Sabine Kirstein – zwei Quereinsteigerinnen im Hotelfach – mußten schnell einsehen, daß es nur wenige Frauen dieser Kategorie gibt. Und so tagen nun vor allem männliche Führungskräfte, manchmal nebst Gattin, im Schloß Reichenow. Sie nehmen auch gern den Wohlfühl- und Verwöhnbereich in Anspruch. Damit wollten die Hotelfrauen die Erholungsbedürfnisse gestreßter Managerinnen so richtig zur Entfaltung bringen. Nun lassen sich auch Männer hier entfalten und regenerieren anschließend beim geruhsamen Spaziergang um den kleinen See, an dem das Anwesen liegt.

Auch wenn die Ursprungsidee baden gegangen ist, Schloß Reichenow strahlt ein durch und durch weibliches Ambiente aus. Ihr Schloß haben die beiden Frauen mit Liebe zum Detail eingerichtet. Auf die Wände kamen keine Tapeten, sondern feiner Putz in kräftigen Farben. Diese sind natürlich aufs genauste abgestimmt auf die anderen Möbel, und sie machen Sinn und Stimmung. Immerhin hat sich die ehemalige Grafikerin Ursula Hahn ausgiebig mit Farbenlehre beschäftigt. Den Teppichboden – dort, wo das Parkett nicht mehr zu retten war – entwarf sie selbst: blau mit goldenen Kronen. Die Kronen treten dann wieder in verschiedenen Farbvariationen als Lampen auf. Prinzeßchen läßt grüßen!

In den insgesamt 20 Zimmern stehen vereinzelte handverlesene Antiquitäten, kombiniert mit avantgardistischen Accessoires. Das ganze Haus – ein postmodernes Schmuckstück: mit alten Flügeltüren, Schränken und modernen Sitzmöbeln zwischen Ikea und italienischem Design.

Das Schloß am Rande der Märkischen Schweiz wurde von der Brandenburgischen Schlösser GmbH in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde für 11 Millionen Mark wiederaufgebaut. Zu DDR-Zeiten war es Konsum, Kindergarten und Turnhalle. Heute strahlt der alte Adelssitz in wiederhergestellter englischer Neogotik. Nicht eine einzige alte Wand wurde verändert, Parkett, Stuckdecken und architektonische Feinheiten wurden orginalgetreu restauriert.

Das Romantikzimmer mit riesigem französischem Doppelbett, Baldachin und elganter schwarzer Chaiselongue macht möglicherweise auch alte Liebe munter. Am meisten wird es allerdings an frisch getraute Paare vermietet. Schloß Reichnow ist nämlich auch Standesamt, und die Nachfrage nach einer romantischen Hochzeitsfeier steigt. Die Traumhochzeit inklusive kirchlicher Trauung in der Dorfkirche organisieren die Schloßfrauen garantiert stilgerecht.

Das Augenmerk auf die Frau ist jedoch geblieben. Beispielsweise hängen die Bilder von Künstlerinnen aus, gegenüber der Rezeption bietet der „Schloßladen“ Handwerkskunst von Frauen und Naturprodukte aus der Region. Und übrigens: Die Küche ist hervorragend. Prinzessinnen müssen eben verwöhnt werden. Edith Kresta ‚/B‘Schloß Reichenow bei Strausberg, Dorfstraße 1, 15345 Reichenow, Tel. (03 34 37) 30 80, Fax 3 08 88, E-Mail: schloss reichenowschlossreichenow.de

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