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Brandenburg will andere Schulpolitik

■ Abwanderung der Schüler in die Hauptstadt soll mit Wende in der Politik gestoppt werden. Geplant sind Kopfnoten und Zentralabitur

Unter Eltern im Umland Berlins ist der Trick ein offenes Geheimnis: Um sein Kind in der Bundeshauptstadt zur Schule schicken zu können, wird es einfach bei Freunden im nahen Berliner Bezirk polizeilich gemeldet. Stundenlange Schulwege und notfalls auch einen Krieg mit den Behörden des SPD-regierten Bundeslandes nehmen viele Eltern in Kauf, um nur eines zu verhindern: den Besuch ihres Kindes einer Schule in Brandenburg.

Ausgerechnet SPD-Chef Steffen Reiche ließ vergangene Woche „den Geist aus der Flasche“, wie eine Zeitung titelte. Was bisher von seiner Kabinettskollegin Angelika Peter (SPD) vehement abgelehnt wurde, scheint nicht mehr unmöglich: Kopfnoten, Zentralabitur und sogar eine Schulverkürzung bis zum Abitur will die SPD erwägen und bekennt öffentlich: „Unsere Schulen müssen besser werden.“

Zum einen hat die Zahl der Schulpendler von Brandenburg nach Berlin eine beängstigende Dynamik bekommen: Nach Angaben der Berliner Senatsschulverwaltung gingen im Schuljahr 1998/99 gegenüber dem Vorjahr 30 Prozent mehr Brandenburger in Berlin auf die Schule, insgesamt rund 5.500 Schüler. Unter Druck gerät die Landesregierung auch mit der Anspruchshaltung von Zuzüglern aus Nordrhein-Westfalen, die lieber ins preiswertere Umland als in die Bundeshauptstadt ziehen wollen.

Die brandenburgische SPD erwägt zum einen, Verhalten und soziale Kompetenz in den Schulen anders zu bewerten. Sachsen machte jüngst Schlagzeilen, weil es als vorerst einziges Bundesland ab Februar nächsten Jahres in Anlehnung an frühere DDR-Gepflogenheiten wieder Noten für Ordnung, Fleiß, Betragen und Mitarbeit einführt. Dies wird jetzt auch in Potsdamer Regierungskreisen nicht mehr völlig ausgeschlossen. In den Augen vieler Bildungspolitiker wird damit allerdings nur „Anpasser- und Duckmäusertum“ gefördert.

Ebenfalls nicht ausgeschlossen scheint zu sein, daß Brandenburg als letztes ostdeutsches Bundesland den Schritt in ein Zentralabitur wagt. Die Landes-SPD erklärte, sie wolle sich für eine landesweite Vergleichbarkeit der Leistungsanforderungen beim Abitur einsetzen. dpa

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