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Ein Mann für hoffnungslose Fälle

■ Bad Bramstedter Fahrlehrer schult Führerschein-Pechvögel

Beim ersten Mal übersah sie den Wagen von rechts, beim zweiten Mal verdeckten Blätter die Haltelinie vor dem Stop-Schild. Nach insgesamt vier gescheiterten Führerscheinprüfungen und mehr als 90 Fahrstunden sah Sieglinde Kirschner keine Chance mehr, jemals an die Fahrerlaubnis zu kommen. Die von Prüfungsangst geplagte Hamburgerin war ein typischer Fall für Bernd Kowald, Fahrlehrer aus Bad Bramstedt für scheinbar hoffnungslose Kandidaten.

„Abbauen – Umbauen – Aufbauen“, lautet Kowalds knappes pädagogisches Glaubensbekenntnis. „Meist haben sich bei Wiederholern falsche Automatismen eingeschlichen, die individuell korrigiert werden müssen“, erklärt der 54jährige. Typisches Beispiel dafür sei das Mitdrehen des Lenkrades beim Blick nach hinten. Erst wenn solche Fehler abgestellt sind, ist die Prüfungsreife gegeben.

Etwa ein Viertel seiner Kundschaft, 40 bis 50 Personen pro Jahr, treten bei ihm nach einem Fahrschulwechsel zum wiederholten Prüfungsversuch an. Kowalds Bilanz ist fast makellos: Von gut 8000 Schülern in mehr als 25 Jahren Berufspraxis habe nur eine Frau den Führerschein nicht erhalten, sagt er. Die Kandidatin sei beim Einordnen auf die Autobahn so lange blinkend auf dem Standstreifen gefahren, bis sich ein kilometerlanger Rückstau gebildet hatte, erinnert der Fahrlehrer ihre letzte Fahrt.

Sieglinde Kirschner kam durch einen Aufruf eines Fernsehmagazines mit Kowald in Kontakt. Nach einer unverbindlichen Testfahrt unter erschwerten Bedingungen – neben Kowald saß auch der filmende Kameramann mit im Wagen – will sie nun beim Bad Bramstedter Fahrlehrer weitermachen.

Rainer Krüger

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