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Grün: Die Farbe der Treue

■ Bielefeld-Beschluß: Die befürchtete Austrittswelle bei den Grünen bleibt aus

Hamburg (dpa) – Das Wort von der grünen Himmelfahrt war verfehlt. Seit dem Sonderparteitag in Bielefeld, bei dem sich die entschiedenen Kriegsgegner nicht hatten durchsetzen können, haben bundesweit bisher nur mehrere Dutzend Mitglieder der Partei den Rücken gekehrt. Zugleich wurden mehrere Eintritte gemeldet. Eine Grünen-Sprecherin in Bremen sprach von einem „Nullsummenspiel auf niedrigem Niveau“.

Bundesweit haben die Grünen derzeit rund 52.000 Mitglieder. „Daran hat sich seit dem vergangenen Donnerstag nichts Wesentliches geändert“, sagte der Finanzreferent des Grünen-Bundesverbandes, Fred Heyer, in Bonn. Seit dem Beginn des Kosovo-Krieges registrierte Heyer etwa 250 Austritte und 150 neue Mitglieder.

In Hamburg wollen fünf der insgesamt 21 Abgeordneten der Grün-Alternativen Liste (GAL) in der Bürgerschaft heute bekanntgeben, ob sie sich von der Fraktion abspalten. Die rot-grüne Regierungskoalition in Hamburg wäre dabei allerdings nicht gefährdet. Für die rot-grünen Koalitionen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wurden wegen des Kosovo-Beschlusses keine Probleme erwartet.

Viele Kriegsgegner haben die Grünen bereits vor dem Bielefelder Parteitag verlassen. Dennoch sehen die Landesverbände derzeit keinen Grund für Panik. „Die Situation ist organisatorisch völlig undramatisch“, sagte Bayerns Grünen-Chef Jerzy Montag.

In Lübeck haben Unbekannte in der Nacht zum Montag das Haus des früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten und SPD-Vorsitzenden Björn Engholm mit Parolen gegen die Kosovo-Politik der rot-grünen Regierungskoalition beschmiert. Neben den Worten „Mörder“ seien auch der Name der Grünen-Politikerin Angelika Beer und Hakenkreuze an die Hausfassade gesprüht worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Außerdem habe es auch eine telefonische Drohung gegen Engholm gegeben.

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