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Hoppla, Haus weg

■ Geschütztes Süllberg-Gebäude wurde abgerissen – versehentlich, versteht sich

Ein denkmalgeschützter Teil des Gebäudeensembles auf dem Süllberg liegt seit Montag nachmittag in Trümmern. Es steht der Verdacht im Raum, daß die Investoren das Gründerzeithaus abreißen ließen, um Kosten zu sparen. Während der Vertreter des Investorenkonsortiums, Hans Barlach, auf unglückliche Umstände verweist, will Jutta von Targen von der GAL Altona von einem Mitarbeiter der Baufirma gehört haben, er habe den Bau abreißen sollen. Das Bezirksamt Altona hat nun ein Bußgeldverfahren gegen das Abbruchunternehmen, den Bauleiter und Barlach eingeleitet.

Nachdem eine Bürgerinitiative jahrelang um den Erhalt des traditionellen Ausflugslokals gekämpft hatte, wurde im März mit dem jetzigen 75 Millionen-Projekt begonnen. Die alten Gebäude sollten denkmalgerecht wiederhergestellt werden, vier weitere sollten neu entstehen, ein Hotel, Eigentumswohnungen und Restaurants.

Damit ist es jetzt möglicherweise essig. Denn wie Bezirksamtssprecher Rainer Doleschall mitteilte, bleibt die Baustelle teilweise stillgelegt, bis die Investoren eine Baugenehmigung für die Rekonstruktion des zerstörten Gründerzeithauses vorweisen können. Der Wiederaufbau unter Federführung des Denkmalschutzamtes soll vertraglich geregelt werden.

Nach der Version des Investorenvertreters Barlach war der Giebel des Gründerzeithauses nach dem Ausbau einer Treppe eingestürzt. Wie Doleschall sagte, gab Barlach an, aus Sicherheitsgründen den Abriß des ganzen Gebäudes veranlaßt zu haben, nachdem er vergeblich versucht hätte, die Bauprüfabteilung zu erreichen. Barlach wies gestern darauf hin, daß die Gebäude auf dem Süllberg auf Initiative der Investoren unter Schutz gestellt worden seien und „nach wie vor größtes Interesse an der denkmalgerechten Restaurierung und Rekonstruktion“ bestehe.

Jutta von Targen wundert sich dagegen, daß auf der ganzen Baustelle kein Baum und kein Gebäude gegen Beschädigung gesichert sei. Die Dachtraufe der Remise sei bereits in Mitleidenschaft gezogen worden. Zu dem, was sie auf der Baustelle über den Abriß hörte, spekuliert sie: „Haben die wohl billiger gefunden.“ Gernot Knödler

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