: Tabubruch soll sich lohnen
IG Metall will über ertragsabhängige Lohnteile tariflich verhandeln, dabei aber vor allem draufsatteln ■ Von Barbara Dribbusch
Berlin (taz) – Es ist der Wunschtraum jedes Arbeitnehmers: Der Firma geht es blendend, und als Dank für die tolle Mitarbeit bekommen die Beschäftigten ein höheres Weihnachtsgeld oder eine sonstige Prämie. Einen außerplanmäßigen Lohnzuschlag zahlten Firmen wie BASF oder DaimlerChrysler schon in der Vergangenheit. Die IG Metall will solche „ertragsabhängigen Sonderzahlungen“ künftig in Tarifverträgen verankern.
Der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Jürgen Peters, schrieb in einem Beitrag für die Mai-Ausgabe der Gewerkschaftlichen Monatshefte, in den meisten Firmen mit Gewinnbeteiligung werde bei gutem Geschäftsverlauf das Weihnachtsgeld erhöht. „Würden wir diese Zahlungen in die Tarifverträge integrieren, so ergäben sich durchaus ein paar Vorteile.“ Damit würde man „Konfliktstoff“ aus den Betrieben nehmen. Als Entscheidungskriterium bietet sich nach Ansicht von Peters der cash flow, also der direkte Unternehmensprofit, an. Ein cash flow in bestimmter Höhe bedinge dann ein erhöhtes Weihnachtsgeld, das der Betriebsrat dann nur noch errechnen müsse.
Peters betonte jedoch, daß es um ein „erfolgsabhängig erhöhtes Weihnachtsgeld“ ginge. „Voraussetzung wäre, daß es sich nicht um einen Etikettenschwindel handelt, also nicht um eine Kappung des bisherigen 55prozentigen Weihnachtgeldes bei Verlust, sondern um eine Erhöhung des Prozentsatzes bei Gewinn“, schrieb Peters. Hier aber liegt der Hase im Pfeffer.
Die Arbeitgeber haben in der Vergangenheit zwar auch immer gefordert, ertragsabhängige Lohnbestandteile in die Tarifverträge einzubauen. Dabei sollte es den Unternehmen aber vor allen Dingen möglich sein, in wirtschaftlich schlechter Lage vom Tarifvertrag nach unten abzuweichen.
Ein Sprecher des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall betonte daher gestern, man begrüße zwar die Bereitschaft der IG Metall, über eine Einführung von ertragsabhängigen Lohnbestandteilen zu verhandeln. Dies dürfe allerdings keine „Einbahnstraße“ sein. Solche tariflichen Leistungen müßten in „beide Richtungen“ schwanken können. Peters will mit den Arbeitgebern noch vor der nächsten Tarifrunde über ertragsabhängige Lohnkomponenten sprechen.
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