Beerendienst für Kieler Grüne

■ Wehrexpertin Angelika Beer will nicht Spitzenkandidatin der bedrohlich zerstrittenen Grünen in Schleswig-Holstein werden

Hamburg (taz) – Die grüne Bundestagsabgeordnete Angelika Beer will nicht Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im Februar 2000 in Schleswig-Holstein werden. „Es wäre zu verantwortungslos, einfach die Bühne zu wechseln“, schrieb die Parteilinke aus der Kleinstadt Neumünster bei Kiel gestern in einem Brief „an einige Mitglieder des Landesverbandes“. Beer war in den vergangenen Wochen vom linken Flügel mehrfach und eindringlich um ihre Kandidatur gebeten worden.

Die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag erklärt in ihrem Schreiben, das der taz vorliegt, es käme gerade wegen des Kosovo-Krieges jetzt darauf an, „unsere Konzepte einer präventiven Außen- und Sicherheitspolitik in die Regierungspolitik zu tragen“. Als Nummer eins der Nord-Grünen müßte sie die Arbeit in Bonn „und damit angefangene Projekte abbrechen“. Sie habe sich aber entschlossen, sich „dieser Herausforderung und Verantwortung nicht zu entziehen“.

Die Nord-Grünen wollen am letzten Mai-Wochenende in Husum ihre KandidatInnen für die Landtagswahl nominieren. Für Platz eins tritt nun wohl erneut Fraktionschefin Irene Fröhlich vom Realo-Flügel an. Nicht ausgeschlossen wird, daß die linke Ministerin für Jugend und Wohnungsbau, Angelika Birk, gegen sie kandidiert. Umstritten wird auch Platz zwei sein. Gegen den innerparteilich heftig in die Kritik geratenen Umweltminister Rainder Steenblock soll der Lübecker Forstdirektor Lutz Fähser antreten. Der Parteilose ist führendes Mitglied des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und gilt als weniger kompromißbereit gegenüber Wirtschaftslobbys als Steenblock.

Die Grünen in Schleswig-Holstein sind seit ihrem Eintritt in die rot-grüne Kieler Koalition unter SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis heftig zerstritten. Ihnen droht bei den Wahlen im Februar das Scheitern an der Fünfprozenthürde; im März 96 hatten sie 8,1 Prozent erreicht. smv