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Kongos Rebellen vollziehen ihre Spaltung

■ Ruanda-treuer Flügel der RCD-Rebellen ernennt eigenen Präsidenten. Der Uganda-treue bisherige RCD-Führer Ernest Wamba dia Wamba erkennt seine Absetzung nicht an

Berlin (taz) – In der Demokratischen Republik Kongo gibt es immer mehr Rebellenführer. Emile Ilunga, Veteran verschiedener Kriege gegen den zairischen Diktator Mobutu, ist in der ostkongolesischen Stadt Goma zum neuen Chef der „Kongolesischen Sammlung für Demokratie“ (RCD) ernannt worden. Mit diesem Schritt ist die Spaltung der RCD vollzogen. Ilunga wird aus Goma unter Schutz Ruandas den RCD-Flügel leiten, der sich im April geweigert hatte, mit dem bisherigen RCD-Präsidenten Ernest Wamba dia Wamba unter Schutz Ugandas in die Stadt Kisangani umzuziehen.

Die in Goma ansässigen Teile der RCD-Führung hatten zu Wochenbeginn Wamba auf einer Generalversammlung für abgesetzt erklärt, was dieser aber nicht anerkennt. Dieses Treffen war von Ilunga geleitet worden.

Jean-Pierre Ondekane, wichtigster Militärführer der RCD, und Moise Nyarugabo, ein kongolesischer Tutsi-Politiker, sind die beiden neuen Stellvertreter des neuen RCD-Führers in Goma. Beide stehen politisch Ruanda nah. Es ist anzunehmen, daß sie die wahre Macht in diesem RCD-Flügel ausüben werden, der als liiert mit reichen Geschäftsleuten aus der Mobutu-Ära gilt.

Ilunga hingegen, ein ausgebildeter Arzt, kämpfte bereits in den 70er Jahren gegen Mobutu. Er war ein Führer der sogenannten „Katanga-Gendarmen“, Exilanten aus Kongos Südprovinz Katanga, die damals zweimal versuchten, aus Angola heraus als bewaffnete Truppe in ihre Heimat einzumarschieren. Als Chef ihrer Organisation „Nationaler Widerstandsrat“ (CNR) stieß Ilunga 1996 zu Laurent Kabilas Rebellion gegen Mobutu. Noch vor Kabilas Sieg aber kritisierte er dessen diktatorische Tendenzen. Im taz-Interview sagte er im Herbst 1997, Kabila sei in der „Analphase der Revolution“ steckengeblieben. Als 1998 die neue RCD-Rebellion gegen Kabila ausbrach, schloß er sich ihr an.

Ilungas traditionell gute Kontakte zur Regierung Angolas, die heute eigentlich Kabila gegen die RCD unterstützt, könnten in Zukunft für die Rebellen diplomatisch wichtig werden. Kurzfristig jedoch bedeutet Ilungas Aufstieg, daß die Rebellion entlang der ugandisch-ruandischen Differenzen im Kongo zerbrochen ist. Der bisherige RCD-Chef Wamba, der sich immer noch als RCD-Chef sieht, sprach von einem „Putschversuch“. Sein RCD-Flügel, der sich als „Erneuerer“ gegenüber den „Mobutisten“ in Goma sieht, will am kommenden Wochenende in Kisangani eine eigene Generalversammlung abhalten.

Dominic Johnson

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