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Genmanipulation steht nicht im Kleingedruckten

■ Verbraucherschützer suchten im Supermarkt nach gekennzeichnetem Genfood. Sie fanden kaum Hinweise auf den Etiketten und vermuten dahinter einen Gesetzesverstoß

Berlin (taz) – MitarbeiterInnen der Verbraucherinitiativen sind in 79 Orten ausgeschwärmt, um gentechnisch veränderte Lebensmittel aufzuspüren. Sie studierten die Etiketten von 3.489 Dosen, Flaschen, Gläsern und Paketen – nur siebenmal wurden sie fündig. Lediglich die Hersteller einiger Fertigmenüs und Fleischersatzprodukte sowie eines Knabberartikels bekannten sich dazu, genmanipulierte Zutaten verwendet zu haben. Daß aber tatsächlich so gut wie kein Soja und Mais mit unnatürlicher Erbinformation eingesetzt wird, glaubt die Verbraucher-Zentrale in Düsseldorf nicht: Immerhin steckt Soja hierzulande in etwa 20.000 Lebensmitteln.

Aus ihrer Untersuchung ziehen die Verbraucherschützer zwei Schlüsse. Zum einen kritisieren sie die EU-Verordnung, die die Kennzeichnung entsprechender Lebensmittel vorsieht, als unzureichend. Und „zudem gibt es Hersteller, die den gesetzlichen Kennzeichnungsvorschriften nicht nachkommen“.

Seit September 1998 schreibt eine EU-Verordnung vor, daß die Konsumenten über den Einsatz genmanipulierter Zutaten informiert werden müssen – allerdings nur dann, wenn die veränderten Erbinformationen im Produkt noch nachweisbar sind. „Sojaöl aber enthält zum Beispiel gar keine DNA-Bestandteile mehr“, sagt Lucian Haas, Pressesprecher vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Die Flasche muß also nicht gekennzeichnet werden, selbst wenn ihr Inhalt zu hundert Prozent aus genmanipulierten Hülsenfrüchten hergestellt wurde. Auch über die Herkunft von Zusatzstoffen erfährt die Kundschaft nichts. Dabei bestehen beispielsweise Emulgatoren für Brote und Kuchen zu einem Großteil aus Sojalecitin. Zusätzlich scheuen sich viele Hersteller aber wohl auch, den Konsumenten reinen Wein einzuschenken. Denn in Europa ist der Widerstand gegen genmanipuliertes Essen weit verbreitet. Erst kürzlich hat die Firma Frosta eine Fertigmenüserie eingestellt, die sie offensiv gekennzeichnet hatte: Kaum jemand hatte sie in den Einkaufswagen gelegt. „Die Lebensmittelketten achten darauf, keine genmanipulierten Produkte anzubieten, auch wenn sie es offiziell nicht sagen“, meint Haas. Mehrere Margarinehersteller sind bereits dazu übergegangen, Raps- statt Sojaöl einzusetzen.

Annette Jensen

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