: Querspalte
■ Schmutzige Mädchen kommen überall hin
Die wichtigste politische Frage ist nicht edel, sondern schmutzig: Wer verursacht Schmutz und vor allem: Wer macht den Schmutz wieder weg? Die Rede ist nicht von „schmutzigen Intrigen“ oder „schmutzigen Kriegen“, es geht auch nicht um „schmutzigen Sex“, also Sex, der Spaß macht. Die Rede ist vom Schmutz, den auch Sie hinterlassen können, ohne in die Zeitung zu kommen. Ist der Schmutz eine Männer- oder eine Frauensache? Schon sind wir bei der neuen geschlechterpolitischen Initiative der Grünen gelandet, Sie haben es geahnt.
Ins Bürgerliche Gesetzbuch wollen die Grünen einen Passus aufnehmen lassen, nach dem beide Partner die Haushaltsführung „partnerschaftlich regeln“ sollen. Gleiche Dreckarbeit für alle! Schließlich leisten voll erwerbstätige Frauen im Durchschnitt täglich drei Stunden mehr an unbezahlter Hausarbeit als ihre Männer. Und laut Statistik bleibt an den Frauen meist die Schmutzarbeit hängen wie Geschirr spülen, putzen, Wäsche und feudeln, während die neuen Väter fröhlich mit dem Nachwuchs in der Badewanne planschen oder ein Ikea-Regal montieren. Soweit, so schmutzig. Doch wir haben eine elegantere Lösung, ohne Gesetz: Nicht gleiche Dreckarbeit für alle – gleiche Schmutzschwelle für alle! Frauen, senkt eure Schmutzschwelle ab! Schluß mit dem allseits unbeliebten Spielchen: Ich sehe was, was du nicht siehst. Sie als frau sehen ab sofort über die Krümel, Staubkörner und Schlieren hinweg, die auch er nicht wahrnimmt. Was hatte Ihre Großmutter doch immer gesagt: „Daß du den Schmutz nicht siehst, Mädchen! Wie soll das später in einer Ehe werden?“ Gut soll es werden. Brave Mädchen putzen, schmutzige Mädchen haben Wichtigeres zu tun. Sie haben Visionen, ins Philosophische. Sie wissen, was schon die alten Griechen erkannten: „Schmutz verschwindet nicht; er ändert immer nur seine Form.“ Barbara Dribbusch
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen