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Ein langer Rechtsstreit scheint sicher

Olivetti wirbt mit vielen Milliarden um die Aktionäre der Telecom Italia, doch fehlen ihm am Ende wohl wenige Prozent. Mannesmann Arcor lauert noch auf die Mobilfunk-Anteile der Italiener  ■    Von Jens Uehlecke

Berlin (taz) – Gestern abend ging an der Mailänder Börse die langwierige Schlacht um den Telefonkonzern Telecom Italia (TI) zu Ende. Bis 17 Uhr mußten sich die TI-Aktionäre entscheiden, ob sie das feindliche Übernahmeangebot des italienischen Bürogeräte-Herstellers Olivetti von 11,50 Euro pro Aktie akzeptieren wollten oder nicht.

Bis Redaktionsschluß stand das endgültige Ergebnis der 120-Milliarden-Mark-Offerte noch nicht fest. Nachdem am Donnerstag abend aber erst 19,9 Prozent zugestimmt hatten, galt es unter Analysten als sicher, daß Olivetti das selbstgesteckte Ziel von 67 Prozent nicht erreichen wird. Sie rechneten gestern lediglich mit einer Zustimmung zwischen 40 und 50 Prozent.

Nach Auffassung von Telecom Italia wäre das eine Niederlage für Olivetti. Zwar hätte der Eroberer mit einem Anteil über 35 Prozent normalerweise eine Sperrminorität, doch räume das Privatisierungsgestz TI-Aktionären ein Stimmrecht von nur maximal drei Prozent ein. Das könne Olivetti aber nur mit einer Mehrheit von 51 Prozent umgehen.

„Es wird einen langjährigen Rechtsstreit geben“, prophezeit Holger Grawe, Analyst bei der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf. „Olivetti wird versuchen, das Stimmrecht für alle seine Anteile durchzusetzen.“ Die italienische Börsenaufsicht hatte bereits vorgestern angekündigt, sie werde die „kniffelige Frage“ einem ordentlichen Gericht übergeben.

Dem gestrigen Endspurt war in der letzten Woche noch ein erbitterter Streit zwischen Olivetti und Telecom Italia vorausgegangen. Der Telefonkonzern hatte bei der Börsenaufsicht beantragt, den Übernahmeversuch auszusetzen. Nachdem in der italienischen Presse unter Berufung auf Olivetti-Quellen gemeldet worden war, der Konzern habe bereits 35 Prozent der TI-Aktien in seinem Besitz, warf Telecom Italia dem Kontrahenten vor, die Übernahmeregeln verletzt und die Finanzmärkte gestört zu habe. Olivetti distanzierte sich von den Medienberichten und wies die Vorwürfe zurück. Telecom Italia erwägt nun, Strafanzeige zu erstatten.

In Deutschland wurde der Ausgang der Olivetti-Offerte gestern mit Spannung erwartet: Im Falle eines Erfolges will Olivetti die geplante Fusion zwischen Deutscher Telekom und Telecom Italia verhindern. Mannesmann Arcor dagegen würde von der Übernahme profitieren, weil sich Olivetti von Teilen seiner Mobilfunkbeteiligungen bei den Firmen Infostrada und Omnitel trennen müßte. Diese will Mannesmann Arcor für rund 15 Mrd. Mark übernehmen.

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