piwik no script img

Safer Holiday – Urlaub fernab der Krisen

■ Der Kosovo-Konflikt sorgt nun in Spanien für ein touristisches Rekordjahr. Besonders die Deutschen suchen dort Zuflucht

Der Kosovo-Konflikt und die Krise in der Türkei bescheren Spanien einen touristischen Rekordsommer. Die Balearischen Inseln, zu denen auch Mallorca gehört, seien „zu einer erstklassigen Alternative“ geworden, erklärt der Vorsitzende des Verbandes der Reisebüros der Inseln, Victor Fernández. Bereits jetzt seien alle Betten von Mitte Juni bis Mitte September ausgebucht.

Statt zufrieden zu sein, schlägt Fernández jedoch Alarm: „Wir haben Angst, daß uns die Situation aus den Händen gleitet.“ Viele, vor allem jugendliche Touristen könnten nämlich ganz einfach ein Last-Minute-Ticket ohne Unterkunft buchen, in der Hoffnung, im Mittelmeerparadies auf eigene Faust ein lauschiges Plätzchen für die Ferientage zu finden.

„Diese Leute könnten dann an den Stränden, auf Bänken und in Parks schlafen. Das Klima läßt dies ja zu“, sagt Fernández und fürchtet um den Ruf der Inseln und somit um die Qualität für die Urlauber, die pauschal gebucht haben. Was tun? Darauf haben weder Fernández noch die Inselregierung eine Antwort. „Wir können ja schließlich niemandem verwehren, hierher zu kommen.“

Auch an den anderen spanischen Stränden steht eine Rekordsaison ins Haus. Vor allem deutsche Touristen meiden dieses Jahr andere Mittelmeerländer. Nordafrika leidet unter einer politischen Krise, vor allem unter Konflikten mit den Islamisten; Griechenland und Italien sind vielen zu nahe am Konfliktherd Kosovo. Und bezüglich derTürkei zeigt die Warnung der Bundesregierung, wegen des Kurdenkonflikts das Land zwischen Europa und Asien zu meiden, Wirkung.

Bereits im ersten Quartal 1999 verzeichnete Spaniens Tourismusbranche bei ausländischen Besuchern einen Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr. Für das restliche Jahr könnte diese Rate gar noch steigen. Und das, obwohl bereits 1998 mit 47,7 Millionen ausländischen Urlaubern – Spanien hat gerade einmal 40 Millionen Einwohner – ein Spitzenjahr war.

Jeder sechste Tourist verbringt seine freien Tage auf den Balearischen Inseln. Unter dem Boom leiden vor allem die Spanier selbst. Für sie bleibt kaum noch etwas übrig, seit die einheimischen Tourismusunternehmen immer mehr Kontingente an deutsche und britische Touroperatoren abtreten.

Wirtschaftsminister Rodrigo Rato sieht die Entwicklung gar nicht gern. Die steigende Nachfrage hat steigende Preise zur Folge. Über 8,5 Prozent Teuerungsrate rechnet Rato den Tourismusunternehmen vor. In einem Land, dessen Bruttosozialprodukt zu 9 Prozent aus dem Geschäft mit Sonne und Strand kommt, schlägt sich dies überdurchschnittlich auf die Inflationsrate von bereits jetzt 2,2 Prozent nieder. „Die Energieunternehmen des Landes haben mit ihren Preissenkungen eine große Anstrengung zur Inflationsbekämpfung gemacht“, erinnert Rato und verlangt vom Tourismussektor Mäßigung.

Dort freilich stößt Ratos Mahnung auf taube Ohren. Schließlich vermeldet die Branche auch zu höheren Preisen bereits jetzt fast überall im Lande eine 100prozentige Ausbuchung. Die größte Tageszeitung der Balearen, El Diaro de Mallorca, empfiehlt deshalb deutschen Urlaubern, eine Wohnung zu kaufen. „Das ist eine kostspielige Alternative. Aber damit würden sie dann die Einheimischen verstehen lernen, die mit den Touristen im Wettbewerb um ein Bett fürs ganze Jahr stehen.“ Reiner Wandler, Madrid

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen