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Vibrator gibt den Titel ab

■ Am Kuhhirten erkickten Hobbymannschaften aus ganz Deutschland den Alternativmeister

Der Rekordmeister muß die Krone abgeben. Mit 1 : 0 besiegten die Piranhas aus Regensburg bei der 13. Deutschen Alternativmeisterschaft am Wochenende die Bremer Hobbyfußball-Legende Vibrator Moscowskaja. Rund 500 Zuschauer sahen auf dem Kuhhirten das von Werder-Profi Jens Todt gepfiffene Endspiel, eine Neuauflage des Finales vom letzten Jahr in Regensburg.

Im letzten Mai hatten die Vibratoren zum dritten Mal in Folge dieses prestigeträchtigste Turnier für unorganisierte Hobbyfußballer gewonnen – ein Triumph, der die Verpflichtung beinhaltet, die nächste Alternativmeisterschaft auszurichten. 24 Mannschaften aus ganz Deutschland waren deshalb von den Gewinnern und zwei mitveranstaltenden Bremer Teams – dem Konditionskombinat und Stahl Eisen – an die Weser geladen worden.

Rund 400 Fußballer von Mannschaften mit klangvollen Namen wie Satanische Fersen Saarbrücken oder Juventus Mobile Aachen verwandelten die Bezirkssportanlage auf dem Stadtwerder drei Tage lang in ein Zeltlager, das jedem sportbegeisterten DFB-Funktionär Alpträume bereitet hätte: Zwischen Che-Plakaten und Piratenfahnen türmten sich die Bierdosen. Tiefe Erdlöcher – die Ökoversion von einer Wasserpfeife – zeugten vom fachmännischen Umgang mit Cannabis.

„Es gibt drei Möglichkeiten, beim Fußballspielen Spaß zu haben,“ sagte Bob von den Pelmke Allstars aus Hagen. „Entweder du bekommst Geld. Das konnten wir uns schon vor zehn Jahren abschminken. Oder du gewinnst, was bei uns auch nicht der Fall ist. Oder du freust dich, überhaupt da zu sein.“ Die Hagener (siehe auch taz-Sportteil) zogen diese Einstellung zu Leistung und Erfolg am konsequentesten durch. Sportlich gesehen erkämpften sie sich den letzten Platz. Was aber Fans und Laune anging, waren die Allstars ganz vorne dabei.

„Deshalb werden die auch immer gerne eingeladen,“ sagt Mitorganisator Carsten Beyer vom Konditionskombinat. „Wie gut jemand ist, ist nicht so wichtig. Man qualifiziert sich durch originelle Bewerbungen.“ Teams wie Rote Beete aus Hamburg oder die Balltänzer Bielefeld hatten CDs besungen, die Satanischen Fersen aus Salzteig ein Freistoßtor nachgestellt. Partisan Eiffelstraße hatte Röntgenbilder von den eigenen Knien geschickt.

Die fünf Bremer Teams schlugen sich bei der Alternativmeisterschaft achtbar. Die Wadenbeißer, die erst am Freitag als Nachrücker ins Turnier gerutscht waren, erkämpften sich auf Anhieb Platz 10. Das Konditionskombinat schoß sich auf Platz 11, Stahl Eisen wurde Vierzehnter und Roter Stern Bremen Fünfzehnter.

Die Vibratoren, die zunächst wegen der stressigen Organisationspflichten bloß nicht noch einmal gewinnen wollten, hatten im Finale dann doch noch Blut geleckt. Das Endspiel verloren sie aber zu Recht, auch wenn das Team die Vorrunden wie gewohnt dominiert hatte. Als es darauf ankam, zeigten sich die stürmischen Vibratoren genau so zielsicher wie die Nato. Links und rechts zischten die Bälle am Tor vorbei, nur rein wollte die Pille nicht. Etwas Gutes konnte Vibrator Marco Thiede der Niederlage aber trotzdem abgewinnen: „Im nächsten Jahr können wir wieder befreit irgendwo hin reisen. Ich finde, das hat auch was.“ Lars Reppesgard

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