■ Zwei Monate Nato-Krieg: Eine Bilanz

Heute geht der Nato-Luftkrieg gegen Jugoslawien in den dritten Monat. Während sich die Frequenz der Luftanschläge Nacht für Nacht erhöhte, blieben die strategischen und militärischen Erfolge weitgehend aus. Auch auf dem diplomatischen Parkett blieb die Bilanz ernüchternd. Eine Dokumentation über den Verlauf der Angriffe, die diplomatischen Bemühungen und das Flüchtlingsdrama seit Kriegsbeginn:

(AFP) – 24. März: Beginn der Nato-Luftangriffe Die Belgrader Regierung ruft den Kriegszustand aus.

25. März: Jugoslawien bricht die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland, den USA, Großbritannien und Frankreich ab.

26. März: Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zieht fast alle ihrer 1.400 Beobachter aus Mazedonien ab.

27. März: Die Nato deutet an, daß im Kosovo eine „ethnische Säuberung“ stattfindet. Jugoslawien schießt ein US-Kampfflugzeug vom Typ F-117 ab.

28. März: Mit Beginn der Phase zwei des Einsatzes zählen Einheiten der jugoslawischen Armee zu den Zielen. Mit der Flucht und Vertreibung von Tausenden von Menschen aus dem Kosovo beginnt laut Nato eine „humanitäre Katastrophe“.

30. März: Ein Vermittlungsversuch des russischen Regierungschefs Jewgeni Primakow scheitert.

31. März: Die Serben nehmen drei US-Soldaten im jugoslawisch-mazedonischen Grenzgebiet fest. Am 2. Mai werden sie freigelassen.

1. April: Das serbische Fernsehen verbreitet Bilder von einem Treffen des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloevic mit dem politischen Führer der gemäßigten Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova.

3. April: Angriffe auf die Belgrader Innenstadt. Marschflugkörper treffen das serbische und das jugoslawische Innenministerium. 320.000 Menschen sind bereits aus dem Kosovo geflohen.

4. April: Für die Versorgung der Vertriebenen wird eine Luftbrücke eingerichtet.

5. April: Die Nato bombardiert versehentlich ein Wohngebiet in Aleksinac. Dabei werden laut Angaben der Nachrichtenagentur Tanjug 17 Menschen getötet. Teilweise unter Zwang werden erste Flüchtlinge aus Makedonien in Drittländer evakuiert.

7. April: Eine erste Gruppe von Kosovo-Flüchtlingen wird von Skopje aus nach Deutschland ausgeflogen. Das albanische Parlament stimmt der Stationierung von US-Kampfhubschraubern vom Typ Apache sowie Bodenstreitkräften zu.

11. April: Der US-Kongreß fordert das Weiße Haus auf, den Einsatz von Bodentruppen in Betracht zu ziehen.

12. April: Beim Bombardement einer Brücke in Grdelicka wird ein Personenzug getroffen. Serbischen Angaben zufolge sterben 55 Menschen.

14. April: Nach jugoslawischen Angaben sterben bei Nato-Angriffen auf Flüchtlingskonvois im Kosovo 75 Menschen.

18. April: Nato-Generalsekretär Javier Solana schließt den Einsatz von Bodentruppen nicht mehr aus.

20. April: Nach UNHCR-Angaben befinden sich zwischen 500.000 und 800.000 Menschen aus dem Kosovo auf der Flucht.

23. April: Beim Angriff auf den serbischen Fernsehsender RTS kommen mindestens acht Menschen ums Leben. Die Nato verhängt ein Ölembargo gegen Jugoslawien.

25. April: Der jugoslawische Vizepräsident Vuk Draskovic spricht sich für eine UN-Truppe im Kosovo aus. Am 28. April wird er abgesetzt.

30. April: Die Mission des russischen Jugoslawien-Vermittlers Wiktor Tschernomyrdin in Belgrad scheitert.

1. Mai: Nato-Bomben treffen einen Bus auf einer Brücke in Luzane in der Nähe von Pritina. Serbischen Berichten zufolge sterben dabei 47 Menschen.

3. Mai: Durch den Einsatz von Graphitbomben unterbricht die Nato die Stromversorgung in Jugoslawien.

6. Mai: Die sieben führenden Industriestaaten und Rußland (G 8) einigen sich auf Grundsätze für eine politische Lösung des Konflikts. Dazu gehört die Stationierung einer internationalen Truppe im Kosovo unter Führung der UNO.

8. Mai: Bei dem Bombardement der chinesischen Botschaft in Belgrad sterben drei Menschen.

10. Mai: Belgrad kündigt den Beginn des Truppenrückzuges aus dem Kosovo an. Die Nato sieht dafür jedoch keine Beweise.

11. Mai: Die Nato fliegt zum ersten Mal mehr als 600 Einsätze an einem Tag.

14. Mai: Bei einem Angriff auf das Dorf Korisa sterben nach serbischen Angaben 87 Menschen. Die Nato behauptet, Belgrad mißbrauche Kosovo-Albaner als „menschliche Schutzschilde“ für militärische Einrichtungen.

18. Mai: In Serbien finden Demonstrationen gegen den Krieg und den Einsatz der jugoslawischen Armee statt.

19. Mai: In Bonn einigen sich die politischen Direktoren der G-8-Staaten auf einen Entwurf für eine Resolution des UN-Sicherheitsrates zum Kosovo. In Belgrad sprechen sich Miloevic und Tschernomyrdin für eine Lösung des Konflikts im Rahmen der UNO aus.

20. Mai: Eine Bombe der Nato trifft ein Krankenhaus in Belgrad und tötet vier Menschen.

21/22. Mai: Mit 684 Einsätzen innerhalb von 24 Stunden fliegt die Nato die größte Zahl von Angriffen seit Kriegsbeginn. Sie räumt ein, daß sie erstmals versehentlich auch eine Stellung der UÇK bombardiert hat.