: Gegner einschüchtern
■ Anti-Kriegs-Proteste des „Bürgerparlaments“ in Cacak gehen weiter
München/Cacak (dpa) – Die Sprecherin des sogenannten Bürgerparlaments in der zentralserbischen Kleinstadt Cacak hat für Freitag neue Proteste gegen die serbische Kriegsführung im Kosovo angekündigt.
In einem Telefongespräch aus Cacak mit dem Bayerischen Rundfunk wertete die Rechtsanwältin Verica Barac am Dienstag abend gleichzeitig den Prozeß gegen sechs Mitglieder des Bürgerparlaments als offenkundigen Einschüchterungsversuch der Behörden.
„Am Freitag soll ein Massenprotest stattfinden“, sagte Barac. „Die Frage ist, wie viele Bürger kommen. Sollten die Menschen nicht davon überzeugt sein, daß sie ihr Leben verteidigen und ihre Ansichten vertreten müssen, dann werden wir schweigen. Aber ich glaube nicht, daß die Stimmung so ist in Cacak.“
Das Bürgerparlament war vergangene Woche von zwei Dutzend angesehenen Bürgern der Stadt gegründet worden. Sie haben an den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloevic appelliert, den Krieg zu beenden und alle vertriebenen Kosovo-Albaner heimkehren zu lassen.
Die sechs Verurteilten, darunter der Bürgermeister, waren nach einer Protestkundgebung gegen das serbische Vorgehen im Kosovo am Sonntag unter der Beschuldigung festgenommen worden, sie hätten eine öffentliche Versammlung ohne behördliche Genehmigung organisiert.
Sie wurden wegen angeblicher Störung der öffentlichen Ordnung am Dienstag nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Beta in nicht öffentlicher Verhandlung zu hohen Geldstrafen verurteilt.
Gegen die zunehmende Verfolgung von Regimekritikern durch die Belgrader Machthaber hat auch die oppositionelle Bürgerallianz Serbiens (GSS) protestiert. Sie befürchtet, daß nach einem „Verleumdungsfeldzug“ in den Staatsmedien nun die Verfolgung von Kriegsgegnern zunimmt.
In einer in Belgrad veröffentlichten Erklärung des GSS-Vorsitzenden Goran Svilanovic hieß es, das Regime versuche, die demokratische Opposition in Serbien zu „erdrosseln“.
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