Schweiß für Chillout-Area

■ 1.700 Kids legten gestern Tausende von Kilometern zurück, um von ihren Sponsoren viel Kohle für ihren eigenen Sportgarten in der Pauliner Marsch zusammenzutreiben

Yvonne ist 14, hat rollende Kufen unter den Tretern und ein rosarotes Gesicht. 14 Kilometer ist sie heute schon gebladed, und sie läßt sich nicht davon abhalten, daß auch noch während des Gesprächs ein paar Meter dazukommen. Mit ihrer Tour rund um den Werder-See, über den Osterdeich bis in die Pauliner Marsch macht Yvonne Kasse: Eine Mark pro Kilometer kassiert sie von den vier Sponsoren, die sie gefunden hat: Ihre Eltern, ihr Onkel und „irgendsonne Firma“.

Yvonne war gestern nicht alleine unterwegs. Rund 1.700 Schüler und Schülerinnen radelten, wanderten oder bladeten auf sechs abgesteckten Routen zwischen Werdersee und Weserstadion. Alle mit Sponsoren im Hintergrund. Ziel der Übung: Kohle zusammen zu bekommen für das Projekt „Sportgarten“ in der Pauliner Marsch. Für das Engagement der Schüler drückten zwölf Schulen in der Innenstadt ein Auge zu: Wer gestern für die gute Sache Achselschweiß und dampfende Socken in Kauf nahm, hatte schulfrei. Die Beteiligung fiel dank des Wetters um ein paar hundert Schüler besser aus, als noch letztes Jahr. Damals waren bei der ersten Sponsoring-Aktion fette 53.000 Mark von den Kids zusammengesammelt worden.

Und das alles für den Sportgarten – jenes Fun-Gelände mit Halfpipe und Körben, Kunstrasen und Kletterwand, das sich die Jugendlichen mit etwas Hilfe und viel Eigeninitiative erkämpft und schon fast fertig aufgebaut haben. Viel Eigenarbeit steckt in dem Gelände, aber auch viel billiger oder gar umsonst zur Verfügung gestellte Arbeitskraft von Bremer Firmen. So konnte man die Kosten um rund eine Million Mark drücken: Nach Fertigstellung ist der Sportgarten immerhin 2,4 Millionen Mark „wert“.

Etwa zehn Prozent der Kosten will der Sportgarten-Verein selber sammeln, sagt Vereins-Chef Ulli Barde. 170.000 Mark sind in den letzten zwei Jahren zusammengekommen. 30 Prozent kommen als Zuschüsse dazu, 30 Prozent aus Stiftungen und nochmal soviel von Großsponsoren, berichtet Barde. Im Hintergrund wird Schirmherr Marco Bode von Mädchen angehimmelt und signiert unablässig Autogrammkarten und Unterarme. Irgendwann setzt er sich auf's Fahrrad, um noch mehr Karten zu holen und bringt auf dem Gepäckträger noch Unterstützung mit.

Noch vor den Sommerferien, so hoffen die Organisatoren, soll nun endlich ein Teil des Geländes eröffnet werden. Ein paar mehr Spenden könnten es noch werden. Aber viel fehlt nicht mehr. Und in letzter Zeit, jetzt, wo klar wird, daß der Sportgarten DER Hangoutplace für die Sommer-Jugend zu werden droht, jetzt zeigen auf einmal auch größere Sponsoren verstärkt Interesse daran, ihr Logo gut sichtbar irgendwo auf dem 7.000 Quadratmeter-Areal zu plazieren.

Gegen Mittag nimmt der Andrang an den Kontrollstellen rapide ab. Die grasgrünen Pausenflächen füllen sich. Eike hat ein Loch in der Hose. Sein Kumpel Nicolas trägt einen schicken neuen Verband an der Hand – „echt tief“ sei die Wunde, sagt er. Beide sind satt auf die Fresse gefallen, aber 18 Kilometer haben sie dennoch geschafft. Jetzt, so um die Mittagszeit gleiten sie langsam gen Heimat. Hart aber herzlich, der Einsatz für den Sportgarten. Christoph Dowe