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Glaube, Hoffnung, Musicon

■ Zum ersten Mal sprach der smarte Architekt und Visionär Daniel Libeskind vor einem großen Bremer Publikum in der überraschend gut besuchten Glocke über seine neuen Projekte

Eines Tages könnte Bremen doch um ein Prunkstück Architektur reicher sein. „Helfen Sie mit, kämpfen Sie mit uns dafür“, appelliert Eberhard Kulenkampff und wird nicht müde dabei. Der charismatische Ex-Baustaatsrat und ehemalige GeWoBa-Geschäftsführer steht auf der Bühne der gut besuchten Glocke und spricht freilich von seinem Lieblingsprojekt, dem Konzerthaus „Musicon“. Seit fast fünf Jahren gibt es einen Entwurf für das Gebäude, doch der Urheber dieser spektakulären Quaderverschachtelung, Daniel Libeskind, ist an diesem Mittwoch abend zum ersten Mal nach Bremen gekommen, um vor großem Publikum über seine Visionen zu sprechen.

Eines Tages werden die beiden Städte Manchester und London um jeweils ein Prunkstück Architektur reicher sein. Denn im Gegensatz zu Bremen ist in diesen beiden britischen Städten die Realisierung der Entwürfe des Wahlberliners Daniel Libeskind, der unter anderem das Felix Nussbaum Museum in Osnabrück und das Jüdische Museum in Berlin entworfen hat, schon abgesegnet. Unter dem Namen „Spirale“ wird das Londoner Victoria and Albert Museum voraussichtlich bis 2003 um einen kühnen Neubau nach Libeskinds Entwürfen erweitert. Und Manchester gönnt sich bis 2002 ein „Imperial War Museum“. Vor allem beim Projekt in der nordenglischen Stadt springen die Paralellen zu Bremen ins Auge.

Das aus Scherben des Erdballs zusammengesetzte Gebäude ist ein Herzstück im Wiederbelebungsprogramm für eine alte Industriebrache. Am stillgelegten Kanal durch einen alten Binnenhafen und umgeben von einem geplanten neuen Stadtviertel mit dem (außer in Bremen) üblichen Mix von Wohnen, Dienstleistung und Gewerbe wird es weithin sichtbar sein. Nicht nur mit der reflektierenden Oberfläche der „Scherben“, auf die nachts Bilder projiziert werden, erinnert es an das Guggenheim-Museum in Bilbao. Beide Städte setzen also im Strukturwandel mit kulturellen Gebäuden Zeichen.

Der äußerlich ein bißchen an Mr. Cinemaxx, Hans-Joachim Flebbe, erinnernde Visionär Daniel Libeskind räumt ein, daß es in Manchester, aber stärker noch in London eine Zeit gedauert hat, bis die öffentliche Meinung zu seinen Gunsten umschlug. Seine konzeptionelle, ja eher skulpturale Architektur fügt sich auf den ersten Blick nicht in die zum Teil historische Umgebung. In Manchester macht die Idee des geborstenen Globus das Kriegsmuseum zum Solitär. In London stellt das Aufgreifen von Zitaten aus der fraktalen Geometrie und der DNA-Kette inhaltlich Bezüge zwischen Neu- und Altbau des Museums her. Kunsthandwerk der letzten Jahrhunderte wird darin gezeigt, und sein angestaubter Ruf ist allein durch die Diskussion über den Libeskind-Bau aufgefrischt worden. Auch beim „Musicon“-Entwurf ist der Bezug zur Umgebung erst auf den zweiten Blick ersichtlich: Die Achsen der verglasten Kuben spielen auf die Wegebeziehungen des geplanten Standortes Bürgerweide an. Im teils historisch gewachsenen, teils biederen Bremer Stadtbild wäre das auf Baukosten von rund 100 Millionen Mark veranschlagte „Musicon“ allemal ein Ereignis.

Libeskind selbst bedankt sich beim Förderverein für dessen „Glauben an Kultur“. Und Kulenkampff ist überzeugt: „Wir haben die Chance, etwas ebenbürtiges zu realisieren.“ Bremens Politiker (vgl. Kasten) müßten jetzt eine verbindliche Erklärung dafür abgeben, ob und wie stark sich die Stadt am Bau beteiligen will. „Dann werden wir vorbereitete Sammelprojekte starten.“ Christoph Köster

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