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■ Das Eis

Neulich war es wieder Sommer. Da geht man gerne an lauen Abenden hinaus, um sich Zigaretten und Eis zu kaufen. Zum Beispiel Cujamara-Split von Langnese; ein erfrischendes Eis, in dem – um mit Hegel zu sprechen – viel Geschichte aufgehoben ist. „Cujamara-Split“ ist das Nachfolgemodell von „Split“, ein preislich ausgeglichenes Vanilleeis mit leicht zitronigem Orangeüberzug, das in den siebziger Jahren Furore machte und dem mittlerweile etwas Hinfällig-Ältliches eignet. Die Zeit, als die Geschmacksrichtung Maracuja die Charts stürmte, ist auch nun schon längst vorbei und kommt nicht wieder. Vermutlich weil Cujamara-Split nicht viel kostet, ist es oft nicht vorrätig. Statt dessen gibt es dann „Solero“ in zwei Geschmacksrichtungen. Grün und gelb und für zweifünfzig. So ist der Kapitalismus.

 Solero wendet sich vermutlich an Kunden Mitte Dreißig. Um irgendwelche Déjà-vus zu erzeugen, schmeckt der Fruchteisbelag nicht besonders naturnah, wie man es zunächst von einem Eis der höheren Preiskategorie erwarten könnte. Ein bißchen wie Sunkist oder Tritop, an die sich die Älteren erinnern mögen. Weil das Langnese-Eis „Solero“ einen gelben Überzug hat, wirbt es mit tausend buddhistischen Mönchen, die im Fußballstadion La Ola machen, für sich. Bier gab's auch schon mal mit buddhistischen Mönchen. Desgleichen Zigaretten und Kontaktlinsen. Am besten gefällt mir in Sachen Buddhismus eine Kaiser's-Werbung: „Viele Wege führen zur Erleuchtung – wir führen Energiesparlampen.“ Man könnte nun derlei Werbemaßnahmen wegen ihrer nihilistisch alles und jedes instrumentalisierenden Tendenzen ablehnen, man könnte sie auch begrüßen, allerdings nicht, ohne die Verwendung christlicher Symboliken in der Werbeindustrie zu fordern. Zum Beispiel bei Ketchup („dies ist mein Blut“) oder beim Metzger („dies ist mein Leib“). Detlef Kuhlbrodt

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