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Sehr geringe Aufnahmebereitschaft

■ Großbritannien

Mit offenen Armen werden sie in Großbritannien nicht empfangen, jedenfalls nicht von der Regierung: Bis Ende letzter Woche hatten die Briten gerade mal 782 Flüchtlinge ins Land gelassen. Premierminister Tony Blair behauptete, daß Slobodan Miloevic eins seiner Kriegsziele erreicht hätte, würden die EU-Länder massenhaft Menschen aufnehmen. Statt dessen sollten die Kosovaren lieber auf dem Balkan bleiben, dann hätten sie es nicht so weit nach Hause, wenn der Krieg vorbei ist. Doch dann wurde die Kritik immer lauter – zum einen von der eigenen Bevölkerung, zum anderen vom UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge und von der deutschen Regierung. Peter Struck, Fraktionschef der SPD, bezeichnete die britische Haltung als „einfach unglaublich“.

Tony Blair willigte vorige Woche schließlich ein, bis zum Ende des Krieges tausend Kosovaren pro Woche aufzunehmen. Die Flüchtlinge erhalten Aufenthaltsgenehmigungen, die auf ein Jahr befristet sind, im „Bedarfsfall“ – wenn das Nato-Bombardement auch im neuen Millennium weitergeht – aber verlängert werden können. Die Menschen haben Anrecht auf Sozialhilfe, sie können Jobs annehmen und dürfen ihren Wohnort frei wählen, zumindest theoretisch.

Doch am Wochenende ist durchgesickert, daß die Regierung einen Geheimplan aufgestellt hat, wonach die Flüchtlinge auf alle Regionen gleichmäßig verteilt werden sollen. Das Londoner Gesundheitsamt, in dessen Bereich die meisten Kosovo-Flüchtlinge leben, hat erklärt, es stehe kurz vor dem Zusammenbruch, weil viele der Flüchtlinge wesentlich „kränker sind als angenommen“.

Die Menschen aus dem Kosovo werden allerdings weitaus zuvorkommender von der Regierung behandelt als Flüchtlinge aus anderen Ländern. Asylbewerber müssen im Schnitt anderthalb Jahre auf eine Entscheidung warten, dürfen weder arbeiten noch ihren Wohnort selbst wählen.

Das ist auch Volkes Wille: Eine Mehrheit möchte es Asylbewerbern so schwer wie möglich machen, aber für die Kosovaren gibt es eine Ausnahme. Seit die ersten von ihnen in Großbritannien eingetroffen sind, vergeht kaum ein Tag, an dem die Medien nicht über eine Flüchtlingsfamilie berichten, die weinend die britische Großzügigkeit preist. Man erwartet von ihnen aber auch, daß sie wieder verschwinden, wenn alles vorbei ist. Ralf Sotscheck

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