Lebende Lauben

■ Für die „Öxpo“ baut Peter Sturm ein Flechtobjekt, das im Frühjahr ausschlägt

Peter Sturm baut lebende Lauben. Für die Biosphärenmesse „Öxpo '99“, die am Montag im Wendland beginnt, hat der Kunsthandwerker eine „Tadsch Mahal“-ähnliche Flecht-Plastik entworfen. Präsentiert wird bei der Messe allerdings nur das Konzept; mit dem eigentlichen Bau auf dem Gelände des Öko-Marktes in Grabow wird Sturm erst im kommenden Frühjahr beginnen. Denn die tragenden Triebe sollen anwachsen und ausschlagen, so daß die gesamte Konstruktion grün überwuchert wird. Der Zweck des Ganzen? „Ein Pavillönchen zum Hinsetzen im Garten“, sagt Sturm. Einen Prototypen hat er schon gebaut. Weitere Exemplare können bestellt werden.

Sturm ist Handwerker. „Ich bin in die Hippiezeit 'reingeboren“, erzählt er, „ich wollte out of order sein, wollte einen Beruf, der nicht maschinell ist“. Da er auf dem Land großgeworden ist – die Eltern besaßen eine Gärtnerei – lag die Beschäftigung mit Pflanzen nahe. „Ich hab' immer mit so 'nem Zeug 'rumgemacht“, sagt er, so daß am Ende nur noch die Frage zu klären war: „Werd' ich Musiker oder werd' ich Flechter?“

Drei Jahre lang ging er bei der einzigen Fachschule für Korbflechterei Deutschlands im fränkischen Lichtenfels in die Lehre. „Ganz konventionelle Praktiken“ habe man dort gelernt, berichtet der Künstler. Im ersten Jahr flocht er filigrane Körbchen aus gehobelten Ruten über Formen. Im zweiten und dritten Jahr wurde das Material gröber. Die SchülerInnen verarbeiteten Vollweidenruten und lernten, wie Rattan-Möbel gebaut werden.

Die fizzelige Kleinarbeit war Sturms Sache nicht. Zumal es in Deutschland keinen Markt für Galeriekörbe gebe. Für indianische Arbeiten oder Körbchen aus ungewöhnlichem Material wie Kiefernnadeln seien dagegen manche AmerikanerInnen bereit, mehrere hundert Dollar zu zahlen.

Sturm macht lieber raumgreifende Arbeiten: Spielgeräte wie Häuschen und Schnecken für Kinder; Dächer, deren tragende Bögen zum Zwecke längerer Haltbarkeit im Kern auch mal aus Stahl bestehen dürfen; und Möbel, allerdings nicht aus dem exotischen Rattan, sondern aus heimischen Hölzern wie Weide, Haselnuß, Kastanie, Hartriegel. Auf der Öxpo wird ein Exemplar zu sehen sein.

Eine Serienproduktion kommt für Sturm, der als Ein-Mann-Betrieb agiert, nicht in Frage. Er sei kein Geschäftsmann, sagt der zurückgezogen lebende Flechtmeister, „sondern irgendwas auf der Spur“. Naturgarten-LiebhaberInnen, die selbst lebende Tunnel und Zäune flechten wollen, gibt er sein Wissen in Seminaren weiter. Gernot Knödler

Die Öxpo findet vom 31. Mai bis zum 6. Juni in Grabow statt.

Peter Sturm ist zu erreichen unter Tel.: 07552/7796.