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■ Zur AusstellungNicht alle. Aber zu viele.

Heute abend wird sie im Schauspielhaus feierlich eröffnet, ab morgen wird sie zum zweiten Mal in Hamburg gezeigt: Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ ist bis zum 11. Juli in der Freien Akademie der Künste zu sehen. Die Dokumentation des Hamburger Instituts für Sozialforschung konzentriert sich auf drei Fallstudien: die ersten Monate des Partisanenkriegs in Serbien, den Vormarsch der 6. Armee durch die Ukraine in Richtung Stalingrad und die drei Jahre dauernde Besetzung Weißrußlands.

Zahlreiche Dokumente, Fotos und Feldpostbriefe belegen, daß die Wehrmacht eine aktive Rolle beim Holocaust, beim Massenmord an der Zivilbevölkerung und bei der planmäßigen Ermordung von Kriegsgefangenen spielte. Die meisten Fotos sind von deutschen Soldaten aufgenommen worden.

„Der hier gezeigte Krieg“, so sagt Jan Philipp Reemtsma, Vorstand des Instituts für Sozialforschung, „ist nicht das Ergebnis einer Eskalation gewesen, sondern von seiten der politischen und der militärischen Führung von Anfang an intendiert gewesen“. Die Wehrmacht, als Instrument dieses Krieges, war eine verbrecherische Organisation.

Vor allem aufgrund dieser Schlußfolgerung wurde der Ausstellung „Vernichtungskrieg“ immer wieder vorgeworfen, sie pauschalisiere. Immerhin seien doch nicht alle Soldaten Verbrecher gewesen. „Nein“, antwortet Reemtsma darauf, „nicht alle sind es gewesen, niemand sagt das, keine Ausstellung, diese schon gar nicht“. Und anschließend fragt er sich: „Warum löst sich die Beschwörung des „Nicht alle!“ nicht auf in der gemeinsamen Feststellung, in der gemeinsamen bitteren Einsicht, daß es zu viele gewesen sind?“ flo

Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23, vom 1. Juni bis 11. Juli, täglich 10 - 18 Uhr, Eintritt 8/erm. 5 Mark. Anmeldungen für Schulklassen und Führungen: Tel.: 040 / 35 71 26 24, Fax 32 69 29.

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