: Gesundheitsministerin reicht Ärzten die Hand
■ Ärztepräsident fordert indirekt Fischers Rücktritt. Mediziner planen Gegenentwurf
Cottbus (AP/AFP) – Trotz eines Friedensangebots von Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer bleiben die Ärzte im Streit um die Gesundheitsreform auf Konfrontationskurs. Zur Eröffnung des 102. Deutschen Ärztetages in Cottbus entschuldigte sich Fischer gestern für ihren Anteil an der jüngsten Eskalation des Konflikts. Sie bot den Medizinern neue Gespräche an und versicherte, daß ihre Positionen für die weitere Gestaltung der Gesundheitsreform eine wichtige Rolle spielten. Ärztepräsident Karsten Vilmar hatte vor Beginn des Ärztetages die Ministerin indirekt zum Rücktritt aufgefordert: „Das ist Aufgabe der Koalition. Aber die Koalition muß selbst wissen, ob sie noch auf ihre Wähler wert legt.“ Der Streit um die Gesundheitsreform steht im Mittelpunkt des Ärztetages. Die 250 Delegierten wollen bis Samstag ein Gegenmodell zum Regierungsentwurf erarbeiten.
Fischer verteidigte ihren Reformentwurf, räumte aber ein, daß sie auch zur Schärfe der Debatte beigetragen habe. „Ich bedaure ausdrücklich, daß dabei der Eindruck entstanden ist, ich wolle die Ärzteschaft eines unethischen Verhaltens bezichtigen.“ Die Grünen-Politikerin hatte den Medizinern vorgeworfen, durch das Verschreiben unnötiger Arzneimittel bewußt eine Ausgabenexplosion herbeizuführen. Sämtliche Ärzteverbände hatten daraufhin eine öffentliche Entschuldigung für die „skandalöse“ Anschuldigung verlangt. Nun forderte die Ministerin die Mediziner auf, ebenfalls zur „Abrüstung“ beizutragen.
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