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Parties für die Kunst

Gleich neben dem schon jetzt zur Architekturgeschichte gezählten „DoppelX“, einem Bürohausneubau, blieb das Künstlerhaus Wendenstraße erhalten. Vierzig KünstlerInnen haben Baulärm und Chaos zwei Jahre lang ausgehalten. Jetzt wollen sie auf dem Weg in eine bessere Zukunft nicht auf halbem Wege stehenbleiben. Denn dem modernisierten Gebäude, einer alten Fabrik, wird fehlen, was ein Künstlerhaus neben billigem Atelierraum braucht: ein Ausstellungsraum.

Der Besitzer der Immobilie ist zugleich der des „DoppelX“. Zwar konnte er durch einen Deal mit der FHH seine Büros zwei Stockwerke höher bauen, weil er versprach, die zu einem Künstlerbiotop gewordene Fabrik zu erhalten. Doch so sehr das auch gelobt wird – ein offenes Ohr für die Belange der Kunst hat er nicht. Direkt sprechen mag er mit den Künstlern schon gar nicht. Zur Kompensation konnten die Künstler die Erdgeschoßräume als Galerie nutzen. Doch jetzt soll hier eine Aktenrollanlage eingebaut werden. So wird dem neuen Künstlerhaus schon wieder was abgeknabbert. Und die Anfragen auf künstlerische Kooperation aus Marseilles, Sapporo und Los Angeles können nicht umgesetzt werden.

Dabei fehlt es vielleicht nur an der notwendigen Kommunikation. Am Wochenende gibt es deshalb Tage der offenen Tür mit Kunst und Kleinkunst, Performances und Party. Einen Hoffnungsschimmer stellt auch der neue Mieter dar: dieser, eine Versicherungsgesellschaft, deutete an, sich eine Zusammenarbeit mit den Künstlern vorstellen zu können und ihnen einen Raum zu überlassen. Hoffen wir's.

Hajo Schiff

Offene Ateliers, Konzerte, DJs, Theater, Performance, Freak-Show, Filme, Party, Zauberei: Wendenstr. 45, heute und morgen ab 12 Uhr und mit open end!

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