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Ein Mann ist auf der Flucht

■ Erhitzend: Das „Teatroya Newroz“ spielt das neue Stück „Am Ende des Tunnels“ von Mahmut Canbay im Monsun Theater

„Man wirft uns immer vor, daß wir nur jammern. Auch aus diesem Grund habe ich eine Tragikomödie geschrieben, in der ich deutsche und kurdische Stereotypen aufs Korn nehme“, erzählt Mahmut Canbay, kurdischer Autor des Theaterstücks Am Ende des Tunnels. Seit vierzehn Jahren lebt er in Deutschland und hat in Hamburg, wo er in der Honigfabrik mit Jugendlichen arbeitet, bereits zwei Theaterstücke geschrieben.

Auf die Bühne gebracht werden sie vom Teatroya Newroz, einer interkulturellen Theatergruppe, in der Kurden, Türken, Deutsche und Schweizer zusammen spielen. Diese Nationalitäten finden sich auch im jüngsten Premierenpublikum wieder und sorgen für Stimmung. Es wird viel gelacht über die eigentlich traurige Odyssee des Kurden Haydar (Emre Aktas), denn theatralisch wird dick aufgetragen.

Haydars Kampf für die Revolution brachte ihn ins Gefängnis, er floh durch einen Tunnel. Weiter auf der Suche nach Freiheit, gibt er sich fortan als Türke aus und erobert die bezaubernde, sehr selbstsichere Cennet (Aynur Canbay). Doch er muß erneut verschwinden. Unter diesen Bedingungen lernt er in Deutschland Land und Leute – vor allem Frauen – kennen. Die begreifen seine Wünsche nach sofortiger Heirat nicht. Zurückgestoßen, besinnt er sich auf Cennet: romantische verklärte Liebe als Freiheit. Doch als die Angebetete endlich nach Deutschland kommt, sind sich beide fremd geworden. Bald steht Haydar wieder mit dem Koffer in der Tür. Kein Licht am Ende des Tunnels – so die Aussage des Stationendramas.

Weniger wäre mehr gewesen: über zwei Stunden lang wird da gepoltert, gerannt, gehechelt, gehetzt, geschrien, geschlagen, gelacht und geheult. Haydar ist ständig am Japsen und stößt mal begeistert, mal verzweifelt seine Rufe nach Freiheit und Revolution aus. Selbst die witzig angelegte Szene, in der Haydars Eltern um die Hand Cennets anhalten, gerät in Richtung Schmiere. Die traditionelle kurdische Musik hingegen, die die Tragikomödie begleitet, ist wunderschön: Balsam für die erhitzten Gemüter. Stefanie Heim

noch am 11., 12. und 13. Juni um 20 Uhr im Monsun Theater, Friedensallee 20

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