: Viele Gründe für Verlust
■ Neun Prozent: Grüner Wählerboykott
Die WählerInnen der Grünen sind in ihrer Hochburg, im Bremer Ostertorviertel, zu Hause geblieben. Diese Beobachtung des Grünen Fraktionssprechers Dieter Mützelburg hatte gestern am frühen Abend auf der Wahlparty im „Schüttinger“ Bestürzung ausgelöst. Die historisch niedrigste Wahlbeteiligung bei Bremer Bürgerschaftswahlen von rund 60 Prozent ging damit auch zu Lasten der Grünen in der Opposition. Der Sturz von rund 13 auf knapp neun Prozent überraschte jedoch niemanden wirklich.
Als Ursachen wurden vor allem die Auseinandersetzungen um den Kosovo-Krieg benannt, aber auch die „Dominanz der Großen Koalition“, so die Grüne Spitzenkandidatin Helga Trüpel. Sie erneuerte zugleich das Koalitionsangebot an die SPD – während die grüne Basis bereits aus der Verliererperspektive stöhnte: „Bei so einer starken großen Koalition können wir nicht einmal mehr einen Untersuchungsausschuß erzwingen.“ Für die Demokratie in Bremen sei das „entsetzlich“.
Auch die grüne Bundessprecherin Antje Radcke machte gestern in Bremen eine „Kombination von Ursachen“, darunter den Kosovo-Konflikt, für die Stimmenverluste verantwortlich. Zufrieden zeigte sie sich jedoch darüber, daß die Grünen ihre Stimmen offenbar nicht an die PDS verloren hätten. Aufgabe der Bundesgrünen sei es jetzt, neben einer guten Regie-rungsarbeit wieder die Rolle der Vordenker einzunehmen. Bei Redaktionsschluß bangte der grüne Kandidat Jörg Hutter, auf Listenplatz zehn, vor der Bosnien-Engagierten Andrea Frohmader, noch um den Einzug in die Bürgerschaft. ede
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