: Querspalte
■ Der Sinn des Lebens
Neulich erklärte mir ein Freund mit einer einzigen Bemerkung den Sinn des Lebens: „Warum soll ich Lotto spielen? Ich kenn' doch die Zahlen nicht.“ Gegen solchen Pragmatismus kann selbst der Zauber des Zufalls nichts bewirken. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der CSU-Generalsekretär Thomas Goppel hat die Intelligenz eines Mastferkels. Gern schlingt er die Tatsachen in sich hinein, um nach einem kurzen Verdauungsprozeß seine breiigen Wahrnehmungen auszuscheiden. Ein Vorgang, den er am Wochenende auf dem CSU-Wahlkampfparteitag in Bamberg eindrucksvoll vorführte: Die Bundesregierung mißbrauche den Kosovo-Krieg zu Wahlkampfzwekken, so Goppel, und habe ihn nur deshalb „pünktlich zur Europawahl am 13. Juni“ beendet, damit sie die Wähler zu ihren Gunsten beeinflussen könne. „Man kommt nicht umhin zu befürchten, daß da einiges an Abstimmung mit eingebunden war“, raunte Goppel ins Rund. Das arme Schwein. Goppel hat mal wieder alles in den falschen Hals bekommen. Wie obrigkeitshörig muß ein CSU-Politiker eigentlich sein, wenn er glaubt, der Bundeskanzler könne den Nato-Krieg im Alleingang „pünktlich“ wegen einer Europa-Wahl beenden. Und wenn da „einiges an Abstimmung eingebunden“ sei, dann muß ja auch Miloevic als Fünfte Kolonne Bonns an diesem Masterplan beteiligt gewesen sein. Miloevic als Wahlhelfer für Rot-Grün? Verschwörungs-Goppel sollte das Den Haager Tribunal benachrichtigen. Und überhaupt: Da der Frieden nur der Regierung nützt, sollte die Opposition den Krieg allein weiterführen – die CSU mit ihren bayerischen Eingreiftruppen unter General Goppel. Das ist der Sinn des Lebens: Es raucht und dampft beim Polittypus Goppel: Warum soll ich mein Gehirn einschalten? Ich weiß doch sowieso, daß es leer ist. Michael Ringel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen