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Hamburg ist Babylon

Mobile Lernwerkstatt: Die Ausstellung „Schule in der Demokratie“ gibt Aus- und Rückblicke in 50 Jahre Hamburger Schulgeschichte  ■ Von Ulrike Bals

Feuer speit er nicht, der chinesische Drachen. Aber er bringt Glück – und das gleich in sechs verschiedenen Sprachen. Das friedliche Monster haben die SchülerInnen der Förderschule Heidstücken gebastelt. Glitzernd und rasselnd schiebt es sich als vielfüßige Raupe durch die Ausstellung Schule in der Demokratie, die noch bis zum 29. Juni im Einkaufszentrum Hamburger Straße zu sehen ist. Ein umfangreiches Rahmenprogramm, zahlreiche Exponate und Dokumentationstafeln geben Aus- und Rückblicke in 50 Jahre Hamburger Schulgeschichte.

An die Entstehung des „Demokratischen Schulwesens“ erinnerte Schulsenatorin Rosemarie Raab in ihrer Eröffnungsrede. Für den äußerlichen wie innerlichen Wiederaufbau nach dem Krieg und zwölf Jahren Nazi-Diktatur habe es mehr als einer grundlegenden Schulreform bedurft. Doch die Forderung des Schulsenators Heinrich Landahl von 1949 sei selbst heute noch von frappierender Aktualität: „Wir müssen im Kinde die ihm eigentümlichen Anlagen entfalten, daß es mit seinem Werden und Wirken im Mittelpunkt des ganzen Schullebens steht und nicht etwa der Lehrer oder gar der Wissenstoff.“ Für unser aller Zukunft, so die Senatorin, sei gerade die Förderung von Kreativität und Innovativität besonders wichtig. Bei den über 70 Schulen, die sich an der Ausstellung der Schulbehörde beteiligt haben, fehlte es an originellen Ideen jedenfalls nicht. Die einfallsreichen Projekte zeigen, wie vielfältig auf die veränderten Anforderungen unserer Zeit reagiert wird und wie etwa eine „Schule der Zukunft“ aussehen könnte.

Die Klassen sieben und neun der Förderschule Pröbenweg haben sich zum Beispiel Gedanken über den idealen Schularbeitsplatz gemacht und die alte Bandscheiben-Folter durch ergonomische Stühle und Tische ersetzt. Eine mobile Lernwerkstatt haben sich die Schüler des Pädagogisch – Theologischen Instituts eingerichtet. Einwanderung, Islam oder Freundschaft steht auf den würfelförmigen Holzkästen, die zu einer Wand aufgeschichtet sind. Wie in einem Schrein liegen darin die Dinge, die den Schülern heilig sind. Und einen Turm zu Babel aus alten Schuhkartons errichteten die Schüler des Hamm Gymnasiums. Doch sehen sie darin kein Symbol der Grenze. Vielmehr halten sie die Sprachenvielfalt für eine Chance der Begegnung: Hamburg ist Babylon – und das ist schön.

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