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Berlinerisch-Türkisches im Äther

Gestern startete in Berlin mit 94,8 Metropol FM der erste türkischsprachige Radiosender. Während das Programm für die 170.000 türkischen HörerInnen von Türken gemacht wird, sind die Gesellschafter Deutsche  ■   Von Songül Çetinkaya

„Berlin'de Türkçe yayin yapan tek Radio. En yeni sarkilar, service ve haberler – bir tek bizde. 94,8 Metropol FM.“ Dies waren die ersten Worte zum offiziellen Sendestart des ersten türkischsprachigen Radiosenders in Berlin. Gestern ging 94,8 Metropol FM mit der Ankündigung, den etwa 170.000 in Berlin lebenden TürkInnen „neuste Musik, Service und Nachrichten“ zu liefern, auf Sendung.

Zur Premiere fehlte es weder an deutscher noch an türkischer Prominenz. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) drückte zusammen mit dem „türkischen Eros Ramazotti“, Rafet El Roman, unter Blitzlichtgewitter den „Startknopf“. Popstar El Roman war eigens aus der Türkei eingeflogen worden.

Obwohl 94,8 Metropol FM 24 Stunden am Tag ausschließlich auf türkisch sendet, wurde gestern eine Ausnahme gemacht. Nutznießer war Eberhard Diepgen. Statt sich mit wenigstens einem türkischen Satz an die HörerInnen zu wenden, stellte er lediglich in Aussicht, daß „man“ sich künftig darum bemühen könnte, den einen oder anderen Satz zu lernen. „Wenn auch nur zur Weihnachtsansprache“, fügte er schnell hinzu und schien nicht zu bedenken, daß Weihnachten in der türkischen Bevölkerung keine Rolle spielt.

Das Programm startet mit 30 ausschließlich türkischen, zweisprachigen MitarbeiterInnen. 1.000 Anfragen habe es gegeben, 100 BewerberInnen wurden zum Vorstellungstermin geladen, erzählte gestern Projektleiter Akin Duyar. Schließlich seien die Begabtesten ausgewählt worden. Ein wichtiger Aspekt war, daß die Leute sowohl deutsch als auch türkisch „begreifen können“, sagte Duyar weiter.

Die Anforderungen an die MitarbeiterInnen sind groß. Die ModeratorInnen gestalten 70 Prozent ihres Programms selbst; das heißt, sie wählen Themen aus, übersetzen gegebenenfalls und schreiben die Anmoderation. Nicht zu Unrecht bezeichnet Akin Duyar seine MitarbeiterInnen als „multifunktional“.

Türkische Musik, verbunden mit unterhaltsamer Moderation, ist die eine Seite des Programmangebots des Senders mit Sitz in Schöneberg. Service, der, neben den üblichen Wetter- und Verkehrsinformationen vor allem auf die Bedürfnisse der TürkInnen in Berlin eingehen will, ist die andere Seite. Ergänzt wird dies durch stündliche Nachrichten, die „berlinerisch, berlinerisch-türkisch, deutschlandorientiert und mit Blick in die Türkei“ ausgerichtet sind, wie Geschäftsführer Herbert Schnaud erklärte.

Die Gesellschafter des Senders sind ausschließlich Deutsche. Hauptgesellschafter mit einem Anteil von 80 Prozent ist Hans Otto Balmes von der Medien Union Ludwigshafen. Die restlichen 20 Prozent teilen sich jeweils zur Hälfte Geschäftsführer Herbert Schnaud und der Frankfurter Rechtsanwalt Heinz-Werner Ehlgen. „Der Sender hat sich im geschäftlichen Bereich quasi die strategische Geschäftstüchtigkeit der Deutschen zunutze gemacht“, kommentiert Projektleiter Duyar die Aufteilung.

Finanzieren will sich der Sender ausschließlich aus Werbeeinnahmen. Auch hierbei richtet sich der Fokus beinahe ausschließlich auf türkische Firmen. Am ersten Tag wurden Kosmetikartikel, Haushaltsgeräte, Kleidung, Autos und Immobilien angepriesen.

Die erste Meldung in den gestrigen Nachrichten bezog sich – wie sollte es auch anders sein – auf eine ausländerpolitische Äußerung von Innenminister Otto Schily (SPD). Ceyhun Kara, Kopf der Nachrichtenredaktion, sagte zum Wohlgefallen vieler HörerInnen, der Innenminister habe die Bevölkerung dazu aufgerufen, Ausländer künftig noch besser zu integrieren. Die nächste Meldung bezog sich auf den Wahlsieg der SPD in Bremen.

Projektleiter Akin Duyar, der knapp drei Jahre an der Verwirklichung von Metropol FM gearbeitet hat, war mit dem Resultat des ersten Tages sehr zufrieden. „Die letzten Wochen habe ich selten unter 18 Stunden am Tag in den Produktions- und Senderäumen verbracht“, sagt er. „Wenn ich mir das Resultat nun über Radio anhöre, bekomme ich eine Gänsehaut.“

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