: Benimm
■ Fanny Müller:
Um mich einmal in die Phalanx der postmodernen Tabubrecher einzureihen: Ich möchte jetzt über gute Manieren sprechen. Darüber weiß heute ja kein Schwein mehr was.
In meinem Elternhaus gab es zwei Benimmbücher, eins von 1938, eins von 1959. Im ersteren erfuhr man, wo an der festlich gedeckten Tafel man den Ortsgruppenleiter zu plazieren hat; eine Information, die ja quasi schon fast wieder aktuell ist. Im zweiten konnte man nachprüfen, wie ein Kurienkardinal, der kurz zum Kaffee hereinschaut, korrekt anzusprechen ist. Das geht mir natürlich am Arsch vorbei. Was ich suche, ist ein Buch, aus dem man erfahren kann, wohin genau man den Postboten tritt, der einem orangefarbene Zettel in den Briefkasten wirft, obwohl man meterhohe Poster an die Haustür gehängt hat, daß Pakete bei den Nachbarn abzugeben sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen