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Studieren ohne Vater Staat

Gut 90 Prozent der Hamburger StudentInnen finanzieren sich selbst – und haben deshalb weniger Zeit für die Universität  ■ Von Judith Weber

Die Zeiten, in denen KritikerInnen behaupten durften, StudentInnen lägen dem Steuerzahler auf der Tasche, sind vorbei. Immer mehr angehende AkademikerInnen in Hamburg finanzieren sich selbst. Die Zahl der BAföG-EmpfängerInnen war 1998 so niedrig wie nie zuvor; nur 12,4 Prozent der Studierenden bekamen Geld vom Staat. „Früher wurden in der Hansestadt jährlich 107 Millionen Mark für BAföG ausgegeben“, rechnete gestern Manfred Klee vor, Geschäftsführer des Studentenwerkes. „Jetzt sind es noch 56 Millionen.“

Grund sind die niedrigen Einkommensgrenzen für die Ausbildungsförderung. Sie bewirken, daß immer weniger Studis Anspruch auf Unterstützung haben. Für die meisten SelbstversorgerInnen bedeutet das: Mehr jobben, weniger lernen. Einer Erhebung des Studentenwerks von 1998 zufolge verbringen die Studierenden fast genauso viel Zeit auf dem Campus wie am Arbeitsplatz.

Geldsorgen plagen auch viele ausländische StudentInnen. Besonders für Männer und Frauen aus Entwicklungsländern „erweist sich die Studienfinanzierung als das Hauptproblem“, so ein Bericht des Studentenwerkes. In Hamburg studieren überdurchschnittlich viele AusländerInnen: 10,6 Prozent der Eingeschriebenen haben keinen deutschen Paß; bundesweit sind es 8,6 Prozent. Die meisten AusländerInnen lernen an der Hochschule für Musik und Theater (16,3 Prozent). 15,5 Prozent Nichtdeutsche sind an der TU Harburg eingeschrieben. Die Universität liegt mit 9 Prozent an fünfter Stelle der sieben Hamburger Hochschulen.

Damit die späteren DiplomandInnen wenigstens billig ins Internet kommen, investiert das Studentenwerk in diesem Jahr 1,3 Millionen Mark. Bis Dezember soll etwa ein Drittel aller Wohnheime vernetzt werden. Die BewohnerInnen zahlen 20 Mark pro Monat; dafür können sie surfen, solange sie wollen. Zudem können sie ihre PCs miteinander verbinden. In einigen Wohnheimen haben die Studierenden bereits gemeinsame Scanner oder Drucker gekauft, die von allen Rechnern aus genutzt werden. „Auf diese Weise ist das Internet sogar sehr kommunikativ“, freute sich Klee.

Außerdem gibt es ja noch die Orte, an denen die Studis sich zwangsweise treffen: Bibliotheken, Seminare – und Mensen. Zwei neue plant das Studentenwerk. Im Philturm sollen 350 Plätze entstehen; „Baubeginn dafür könnte im August 2000 sein“, hofft Klee. In Stellingen, bei den InformatikerInnen, sind 240 Plätze geplant. Weiterhin selbst verpflegen muß sich der Fachbereich Gestaltung. In einer provisorischen Versorgungsstation an der Armgartstraße sind die Umsätze so gering, daß das Studentenwerk den Bau einer Mensa abgeblasen hat.

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