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PorträtDer Wiederaufbauer

■ Der Kosovo-Beauftragte der OSZE, Tore Bøgh, soll neue Verwaltung installieren

Von seinem geruhsamen Pensionistendasein unter der Sonne Portugals holt die OSZE den Mann, der ihre Sondergruppe für das Kosovo leiten soll. Der norwegische Berufsdiplomat Tore Bøgh wird für einen Job reaktiviert, für den er einschlägige Erfahrung mitbringt. War er doch vor sieben Jahren schon einmal für die damalige OSZE-Kontaktgruppe für das Kosovo und die autonome Provinz Wojwodina vom Sonnenstuhl geholt worden.

Die Aufgaben dieser 1992 ins Leben gerufenen Gruppe waren damals ein Novum der OSZE in ihren Bemühungen um Krisenbewältigung und vorbeugende Konfliktlösung. Sie sollte ganz allgemein einen Dialog zwischen den Behörden und den einzelnen Bevölkerungsgruppen in der Region führen, die Menschenrechtssituation überwachen, den jugoslawischen Behörden mit Informationen über die Menschenrechtsgesetzgebung, die Rechte von Minderheiten, die Prinzipien einer freien Presse und demokratischer Wahlen beistehen. Die von Tore Bøgh damals geleitete Gruppe mußte nach nur einem Jahr ihre Arbeit wieder einstellen, da Belgrad die Suspendierung der OSZE-Mitgliedschaft Jugoslawiens zum Anlaß nahm, ihr Mandat nicht zu verlängern, als es im Juli 1993 ablief.

Laut ersten Äußerungen des OSZE-Vorsitzenden und norwegischen Außenministers Knut Vollebaek hat die neue Bøgh-Gruppe offenbar eine ganz ähnliche Aufgabenstellung: Hilfe bei Erneuerung des Justizsystems, Wiederaufbau der Kommunalverwaltung, Vorbereitung allgemeiner Wahlen und ganz allgemein eine Überwachung der Menschenrechtssituation. Wenn nicht mehr der Amerikaner William Walker, der Leiter der letzten OSZE-Beobachtergruppe, die vier Tage vor Beginn der Nato-Luftangriffe den Kosovo verließ, dorthin zurückkehrt, sondern ein norwegische Ex-Diplomat, so soll dies offenbar auch den Dialog mit Belgrad erleichtern.

Hier ist Tore Bøgh nämlich kein Unbekannter. Der 1924 geborene Berufsdiplomat stand vier Jahrzehnte im diplomatischen Dienst seines Landes, davon von 1980 bis 1988 als Botschafter Norwegens bei der Regierung des damaligen Jugoslawien in Belgrad. Er spricht nicht nur fließend Serbokroatisch und ist in Politik und Kultur des Balkan glänzend bewandert, sondern dürfte auch noch viele persönliche Kontakte zu Schlüsselpersonen in der Administration haben.

Mit einer Vorbereitungsgruppe von 150 Personen soll Bøgh praktisch unmittelbar die Arbeit beginnen. Die gesamte OSZE-Gruppe soll bis zu 2.000 Personen umfassen.

Reinhard Wolff

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